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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Wie das Fräulein „So-La-La“ entdeckt, dass der Zufall die Welt beherrscht

Das Fräulein „So-La-La“  hatte es schon lange geahnt.  Ein leichter Stoß, mit dem sie den verstaubten  Globus in der Dachkammer des Vaters in Bewegung setzte, beseitigte den letzten Zweifel.
Die Welt drehte sich im Kreis, ohne von der Stelle zu kommen.   

Es war wie eine Fahrt mit dem Karussell. Alles wiederholte sich nach einem genau fest gelegten Plan. Die Jahreszeiten, die Geburtstage und Weihnachten. Mit  einer einzigen Ausnahme.   

Der Zufall fuhr nicht Karussell. Er passierte als einziges aus heiterem Himmel. Weil morgens  die Sonne aufging. Weil es nachts dunkel wurde. Weil das Wetter schön war.  Oder weil am Himmel Wolken zogen.  

Manches ereignete sich, weil es im Kalender stand. Weil es eine Zeitung druckte. Weil es der Programmzettel vorschrieb.  Oder weil es einfach an der Zeit war. 
Das Allermeiste jedoch geschah, weil es der Zufall so wollte.  Er war der wahre König der Welt.

Seine Herrschaft kannte keinen Beginn und kein Ende. Er war auf kein Wohlgefallen angewiesen und auf keine Wiederwahl. Der Zufall war immer im Recht. Er musste  niemanden überzeugen und für nichts  Rechenschaft ablegen. Kein Gesetz und keine Behörde konnten ihm etwas anhaben. Die Staatsanwälte und Richter mühten sich vergeblich mit ihm ab.

Mit dem bisschen Absicht, das zwischen Himmel und Erde existierte, suchte er keinen Streit. Der größte Anteil daran  war ohnedies von ihm gefälscht. Und der Rest lohnte den Aufwand nicht. Sein Terminkalender war zu voll dafür.

Er kümmerte sich um Lottogewinne genauso, wie um Autos, die in einer Kurve schleuderten. Er trug die Verantwortung für Flugzeuge, die ohne Vorwarnung vom Himmel stürzten oder Schiffbrüchige, die im letzten Augenblick gerettet wurden. 

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