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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Das Fräulein  „So-La-La“ rang nach Luft.  Ihre Beine verloren den Boden unter den Füßen. Sie hatte das Gefühl schwerelos durch die Luft zu schweben.

Es  spielte keine Rolle mehr, ob der Name der Mutter  in  der Zeitung stand oder ihr Gesicht über die Fernsehschirme flimmerte.  Sie war viel bedeutender als nur weltberühmt.
Über nichts wurde mehr geredet als über das Wetter.

Wer etwas über ihre Mutter erfahren wollte,  musste es nicht in einer Zeitung nachlesen.  Ein Blick in den Himmel genügte, um sie bei der Arbeit zu beobachten. 

Die Staatsmänner verstanden sich darin, wichtige Reden schwingen und sich gegenseitig die Weltherrschaft streitig machen. Aber im Vergleich zu ihrer Mutter wirkten sie plötzlich klein und bedeutungslos.
Die Präsidenten, König und Generäle bestimmten über das Schicksal von Millionen von Menschen.  Ihre Unterschriften entschieden über Krieg und Frieden.  Aber sie konnten keinem einzigen Regentropfen befehlen, wann und wo er auf die Erde fiel.  Diese Macht lag allein in den Händen ihrer Mutter. Ihrer Laune blieb es überlassen, ob ein warmer Südwind wehte oder sich ein Sturm zusammen braute. Ob eine Hitzefront im Anmarsch war oder ein Kälteeinbruch die Welt in Atem hielt. 

Freudestrahlend warf sich das Fräulein „So-La-La“  der Großmutter in die Arme.  
Nie wieder würde sie als verlassenes Mädchen fühlen, dem die Mutter jeden Morgen einen flüchtigen Kuss auf die Wangen drückte, bevor sie ihrer Arbeit nachging.  Sie musste nur aus dem Fenster blicken, um ihr nahe zu sein.  

In jedem Sonnenstrahl schimmerte ein Lächeln von ihr. Mit jedem Regentropfen fiel eine Träne aus ihren Augen vom Himmel.

Wenn die Mutter eine schlechte Laune brütete,  weil sie neben ihrer Arbeit noch Einkäufe erledigen,  Essen kochen, Wäsche waschen, Geschirr abspülen, Betten machen, Zimmer aufräumen, Fenster putzen,  Boden wischen, und tausend andere Dinge zu erledigen hatte, diente es einem höheren Zweck.  Denn ohne Regen, Donner und Blitz ging es  auf der Welt nicht.

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