Killing the vegetables

In meiner Küche herrscht Krieg. Ich koche vor Wut. Messer blitzen auf. Töpfe und Pfannen wirbeln über die Herdplatten. Der Radau lockt meinen Freund aus dem Badezimmer. Neugierig blickt er sich um. <Was gibt es zum Essen?>, fragt er mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Freude darüber, dass ich den Küchendienst übernehme, ist ihm deutlich anzusehen. Seine gute Laune stachelt meinen Zorn noch mehr an.

Mir ist nicht nach einem gemütlichen Abendmahl zumute. Ich habe Ärger aus dem Büro mit nach Hause gebracht. Heute schlucke ich ihn nicht ungekocht hinunter. Aus meinen Augen blitzt pure Mordlust. <Heute grille ich die Gemüsegesichter, die mir die Welt erklären.>, lasse ich ihn wissen. <Ich kann ihr Gerede nicht mehr hören. Es macht mich nicht klüger. Meine Ahnungslosigkeit beherrsche ich ohne sie besser.>

<Klingt nach Schlachtplatte.>, amüsiert sich mein Freund. Unverkennbar läuft ihm das Wasser im Mund zusammen. Mir stehe der Sinn nicht nach Fleisch, enttäusche ich seine Erwartung nach einem der Gartenzwerge, die ihre Größe nach dem Schatten messen, mit dem sie die Welt verdunkeln. <Ich koche bloß das kleingeistige Gemüse, das mir sauer aufstößt, zur Suppe.> Augenblicklich verschwindet er aus der Tür. Vegetarische Kost schlägt sich ihm abends auf den Magen.

Mit mir allein wetze ich die Messer. Ich habe Blut geleckt. Nichts kann mich noch von dem Massaker unter den Kohlköpfen abhalten. Sie sind fällig für meinen Suppentopf. Im Kopf brüte ich ein grausiges Rezept aus. Ich tranchiere sie in kleine Stücke. Ich vermahle sie zu Brei. Ich zermantsche sie zu Soße. Ich presse den letzten Tropfen aus ihnen heraus. Und sie können sich nicht dagegen wehren, weil sie nicht wissen, wen ich meine. Und wenn sie es ahnen, werden sie sich nicht die Blöße geben, es einzugestehen. Aber ich habe sie alle vor Augen. Ich sehe ihre Gesichter. Ich weiß ihre Namen.

Heute gehe ich dem Gemüse unter ihnen ans Leder. Ich werde sie köpfen und zerreißen. Ich werde sie schälen und entsaften. Ich werde gnadenlos unter ihnen wüten. Sie haben lange genug meine Geschmacksnerven beleidigt. Heute kriegen die Kürbisköpfe was sie verdienen. Auf meiner Küchenplatte kann keiner von ihnen auf Pardon hoffen. Ich habe noch Eier im Kühlschrank. Wenn ich die beim Kochen in Pfanne schlage, wächst etwas Erbarmungsloses aus mir hoch. Da werden sie Augen machen.

Ich stelle den Topf ins Waschbecken. Das Wasser, das aus dem Hahn läuft, ist nicht zum Gießen gedacht. Mir ist die Lust vergangen, das Glashausgemüse noch einen Tag länger zu bewässern. Damit koche ich die Brühe auf, in der ich das geschmacklose Grünzeug zur Suppe verdampfe.

Als erstes nehme ich mir die Kürbisse vor. Ich höhle sie aus und zerhacke sie in kleine Stücke. Die Innereien werfe ich meiner Katze zum Fraß vor. Als nächstes geht es den Zucchini an den Kragen. Ich würfle sie mit scharfer Klinge. Den Kohl koche ich zu feinem Brei. Den Rettich hachle ich in dünne Späne. Und die Tomaten pantsche ich zu Ketchup. Langsam finde ich wieder Ruhe. Das Killen entspannt mich. Es geht mir flink von der Hand. In meinem Gehirn brennt ein Feuerwerk purer Lust ab. Nachdem die Gurken enthäutet sind und der Grünsalat in Fetzen zerfleischt in der Schüssel liegt, gönne ich mir ein Glas Wein. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.

Auf dem Herd köchelt bereits die Brühe für die Suppe. Ich werfe das massakrierte Gemüse hinein und rühre Salz und Pfeffer dazu. Ich koste einen Löffel davon. Der Geschmack ruft eine kannibalische Freude in mir wach. Ohne einen Funken Reue mische ich die Marinade für den Salat an. Während ich die Gurkenscheiben darin ertränke, fällt mein Blick auf den Gartenzwerg vor dem Küchenfenster. Sein höhnisches Grinsen hat mir die längste Zeit den Appetit verdorben. Das Messer ist noch scharf genug. Mein Freund hat recht, treffe ich eine Entscheidung. Die Gemüseclowns allein sind abends zu schwer verdaulich. Ich sollte mir etwas Fleisch dazu gönnen.