
Die Schraubarbeiten des Vaters wollten kein Ende nehmen.
Endlich tauchte der Mond im Fenster auf. Komplizenhaft schob er eine Regenwolke vor seine helle Scheibe und hüllte die Welt in eine pechschwarze Nacht.
Der Zauber konnte beginnen.
Das Fräulein „So-La-L-La“ schloss die Augen und presste ihre Lieblingspuppe gegen die Brust.
Sie war als einzige übrig geblieben. Auf Anweisung der Mutter hatte der Vater die Truhe mit den übriggebliebenen Puppen wieder im Dachboden versperrt.
Nun hing alles von der Puppe ab, mit der sie ihr Bett teilte. Mit pochendem Herzen hielt sie den Atem an und zählte bis zehn.
„Eins, zwei, drei.“
Ihr Herz dröhnte lauter als ein Presslufthammer.
„Vier, fünf, sechs.“
Ein leichtes Zittern durchströmte die Puppe.
„Sieben, acht, neun.“
Ein heller Blitz tauchte den Raum in ein gleißendes Licht.
„Zehn.“
Es war geschafft.
Die Nacht war still. Aber in die Stille mischte sich ein Klang, der ihr den Schrecken nahm.
Das Fräulein „So-La-La“ presste ihr Ohr an die Brust der Puppe. Sie traute ihren Ohren nicht. Überglücklich drückte sie die Puppe an ihre Brust.
Laut und deutlich konnte sie ihr Herz schlagen hören. Der Funken war übergesprungen, wie es die Großmutter prophezeit hatte.
Von nun an spielte es keine Rolle mehr, ob sie eine Chinesin war und kein Wort von dem verstand, was man ihr ins Ohr flüsterte.
Zur gleichen Zeit stand die Großmutter in ihrem Wohnzimmer am offenen Fenster und beobachtete den Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe verglühte fern am Horizont.
Über das Gesicht der Großmutter huschte ein Lächeln.
Ein bisschen Zauberei schadet nie.“, gestand sie dem Wind, der sich im Vorhang verfing.
Was auch immer in dieser Nacht wirklich geschah. Bewiesen ist, was das Fräulein „So-La-La“ fühlte, als sie ihr Ohr an die Puppe drückte.
Dass es nichts Schöneres auf der Welt gab, als in der Stille der Nacht ein Herz neben sich schlagen zu hören.