
Auf dem Höhepunkt der Spannung ging ein Ruck durch den Maestro. Seine Hände bohrten sich mit dramatischer Wucht in die Tiefe des Einkaufswagens. Dem Publikum stockte der Atem.
Der Beginn glich dem Tanz auf einem feuerspuckenden Vulkan. Mit einer nie gesehenen Meisterschaft trieb er die Aufführung dem Höhepunkt entgegen. In seinen Händen verwandelten sich sperrige Dosen, Flaschen und Konserven zu willfährigem Treibgut. Mal tänzelten sie im Spiel seiner Finger an der Oberfläche. Mal sanken sie langsam auf den Grund des Einkaufswagens zurück.
In unnachahmlicher Grazie drängten sich die Käseecken an die Jogurtbecher. Rieben sich Margarinewürfel an den Marmeladengläsern. Unaufhaltsam brach sich die Dauerwurststange zwischen zwei Gurkengläsern ihre Bahn.
Innerhalb weniger Augenblicke tobte im Einkaufswagen ein ozeanischer Sturm.
An einer Ecke züngelte eine mächtige Salatwelle hoch. Konserven purzelten scheppernd durcheinander. Flaschen schlugen klirrend aufeinander ein.
Der Maestro bot sein ganzes Können auf, um den Klangteppich unter Kontrolle zu halten. Mit ungeahnter Könnerschaft inszenierte er ein lärmendes Fest. Kein Zittern seiner Hand, kein nachlässiges Augenblinzeln und kein unkontrolliertes Nasenjucken gefährdeten seine Kunst.
Nachdem sich die Wogen des ersten Aufruhrs geglättet hatten, folgte der eigentliche Höhepunkt des Konzertes.
An der Schwelle zwischen Wahn und Genie dirigierte der Maestro den Inhalt des Einkaufswagens auf die Förderbänder. In der von ihm bestimmten Reihenfolge schwebten die Milchpackungen, Fischkonserven, Senftuben, Wurststangen und Saftflaschen den Scannerkassen entgegen, wo die Kassierinnen ihren Strichcodes Piepstöne entlockten, die das schrille Getöse in eine virtuose Klangwolke verwandelten.