
Eine Zunge, die in solchen Kreisen verkehrte, wurde von den feinen Ohren argwöhnisch beobachtet.
Sie empfahlen, die verrückte Zunge unter ärztliche Aufsicht zu stellen, bevor der Schaden zu groß wurde.
Bei jedem Purzelbaum, den die Zunge schlug, wurden sie nicht müde, mahnend die Augenbrauen hochzuziehen, die Zeigefinger zu strecken oder ihre Stimmen mitleidig zu erheben.
Tauchte ein S am falschen Ort auf, stolperte ein A auf halbem Weg oder entwischte ein Ü als nacktes U, legten sie die Stirn in dicke Falten. Wagte es ein Buchstabe gar ein Wort ganz durch seine Abwesenheit zu beleidigen, setzten sie schulmeisterliche Mienen auf.
„Dem schändlichen Gerede muss ein Riegel vorgeschoben werden.“, meldeten sich die hochgezogenen Augenbrauen zu Wort.
„Die Würde der Wörter ist unantastbar?“, streuten die gestreckten Zeigefinger Salz in die Wunde.
„Wer solche Töne spuckt, dem sitzt das Böse im Blut.“, schwante den mitleidigen Stimmen noch Übleres.
Die Mutter des Fräulein „So-La-La“ fand an solchen Reden wenig Gefallen.
„Es schadet nicht, einen Clown in der Familie zu haben.“, schnitt sie allen das Wort ab, die sie ermahnten, dem übermütigen Spaßvogel mit Pillen und Spritzen auf den Leib zu rücken.
„Die Welt wäre besser dran, wenn es unter den Zungen mehr Clowns und weniger Nachrichtensprecher gäbe.“
Das Wetterleuchten in ihrer Stimme war unüberhörbar.
„Aha.“, räusperten sich die hochgezogenen Augenbrauen, die gestreckten Zeigefinger und die mitleidigen Stimmen.
Der Fall wog ernster als angenommen. Offensichtlich spielte nicht nur eine Zunge verrückt.