
Wie das Fräulein „So-La-La“ eine Mehrjungsfrau werden will
Auf dem Höhepunkt der Krise rief die Mutter am Küchentisch eine Familienkonferenz ein. Sie übernahm den Vorsitz. Der Vater war für das zustimmende Kopfnicken zuständig. Das Fräulein „So-La-La“ saß als stumme Zeugin in ihrer Mitte. Zur Ablenkung drückte ihr die Mutter ein Bilderbuch in die Hand.
Bei Kaffee und Kuchen wurde beraten, mit welchen Maßnahmen die drohende Schlappe abzuwenden war.
Anhand der weißen Lücken im Terminkalender schilderte die Mutter die Gefahrenlage. Das Bollwerk gegen den Zufall bröckelte an allen Ecken und Enden. Ihren Niederlagen zum Trotz signalisierte die Mutter keinerlei Bereitschaft, die Aussichtslosigkeit ihres Kampfes einzugestehen.
„Der Zufall verleitet zu Müßiggang und Faulenzerei.“, eröffnete sie die Feindseligkeiten und nippte an ihrer Tasse.
Der Vater nickte eilfertig und biss ein Stück vom Kuchen ab.
„Das Leben ist zu kurz, um es dem Zufall zu überlassen.“, brachte die Mutter die zweite Angriffswelle ins Rollen.
Abermals wackelte der Kopf des Vaters willfährig auf und ab.
Der Zufall steckte die Schläge der Mutter geduldig ein. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sich in den Vorteil zu bringen.
Ein kurzer Anruf, der den Vater zu einem Notfall ins Büro befahl, hätte schon gereicht, die Entscheidung zu seinen Gunsten zu bringen. Gleiches Unheil hätte auch die unangekündigte Lieferung der letzten Schuhbestellung der Mutter gestiftet.
„Du hast nichts als deine Arbeit im Kopf.“, hätte die Mutter getobt und ihre Kanonen auf den ins Büro eilenden Vater gerichtet.
„Haben wir nicht schon genug Rechnungen im Haus?“, wäre der Vater angesichts der Größe der Paketlieferung explodiert.