Die Geschichte von der Motivation

In uralter Zeit beherrschte ein mächtiges Volk die Ufer des Mittelmeeres. Die Galeeren ihres Königs galten als die schnellsten der Welt. Für Schiffe, die in ihre Reichweite gelangten, gab es meist kein Entkommen. Denn an den Ruderbänken saßen Männer, die mehr antrieb als bloße Muskelkraft.
Ihre Überlegenheit fußte auf der Entscheidung eines weisen Königs, die Nachfolge auf dem Thron durch einen Wettkampf um das schnellste Schiff zu bestimmen. Im ganzen Land wurden die Schiffsführer aufgerufen, sich mit ihren Booten der Herausforderung zu stellen. Als Strecke bestimmte der König die Küstenlinie zwischen den Städten seines Reichs, die am weitesten voneinander entfernt lagen. Der Kapitän des Schiffes, das als erstes im Zielhafen einlief, sollte den Platz auf seinem Thron einnehmen.
Dutzende Fürsten, die ein Schiff unter ihrem Kommando hielten, folgten dem Aufruf des Königs. In allen Häfen des Reiches versuchten sie die Mannschaft für das beste Boot zu stellen. Gierig nach dem Sieg trieben sie ihre Männer an. Die Einpeitscher, die mit ihren Peitschen den Takt der Ruderschläge vorgaben, schwitzten aus allen Poren. Die Ruderer an den Ruderbänken stöhnten unter den Hieben, die auf ihre Rücken niederprasselten. Nach jeder Ausfahrt saßen sie knöcheltief im eigenen Blut.
In ihrem Hunger nach der Macht ließen die Fürsten die Hälfte der Ruderbänke unbesetzt, um Gewicht einzusparen. Der Rest der Mannschaft blieb der Wut ihrer Einpeitscher ausgesetzt, die mit der doppelten Anzahl an Peitschenhieben auf sie einschlugen. Wer zu entkräftet war, um das Ruder zu halten, wurde erbarmungslos über Bord geworfen. Diejenigen, die diese Tortur überlebten, erwartete nach der Rückkehr im Hafen kein besseres Schicksal. Viele starben an den Wunden, die ihnen die Einpeitscher zugefügt hatten.
In den Wochen vor dem entscheidenden Rennen bekam ein junger Fürstensohn das Kommando auf einem der Schiffe übertragen. Bei der ersten Ausfahrt blickte er schweigend durch die Reihen der Ruderer. Am Ende bestimmte er den besten unter ihnen, die Rolle des Einpeitschers zu übernehmen. Anstelle einer Peitsche übergab er ihm eine Trommel mit dem Auftrag, sie im gleichen Takt zu schlagen, mit dem er seinen Riemen in die Wellen setzte.
Bei jeder Ausfahrt wiederholte der Fürstensohn das Spiel. Der beste Ruderer der letzten Fahrt übernahm die Trommel. Im Rhythmus seiner Trommelschläge pflügten die Männer, die an den Ruderbänken saßen, mit ihren Riemen durch das aufpeitschende Wasser. Jeder von ihnen wurde von dem Ehrgeiz angetrieben, bei der nächsten Ausfahrt, den Platz des Trommlers einzunehmen.
Am Tag der Wettfahrt saß der beste Ruderer von ihnen an der Trommel. Seine Kameraden standen ihm an Kraft und Eifer in nichts nach. Im Takt seiner Trommelschläge zogen sie ihre Ruderriemen durch die raue See. Uneinholbar enteilte sein Schiff den anderen Booten, auf denen das Blut unter den Hieben der Einpeitscher in Strömen floss.
Es war ein strahlender Sieg. Der junge Fürstensohn stand am Bug des Schiffes, als es im Hafen einlief. Im Takt des Trommlers feierten ihn die Männer an den Ruderbänken aus lauten Kehlen als neuen König. Ihr Siegesgebrüll hallte wie eine Fanfare bis weiter hinter die Küste. Aus allen Landesteilen meldeten sich Freiwillige, um auf seinen Schiffen über die Meere zu zu fahren. Auf ihnen brauchte es keine Peitsche. Auf jedem Boot gab der beste Ruderer mit seinen Trommelschlägen den Takt vor. Im Rhythmus seiner Schläge durchpflügten die Schiffe des jungen Königs die Weltmeere und eroberten ihm ein Reich, in dem die Sonne niemals untergehen sollte.

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