
Wie das Fräulein „So-La-La“ das Herz ihrer Großmutter wiederfindet
In den Tagen nach dem Tod der Großmutter fühlte sich für das Fräulein „So-La-La“ die Welt an, als wäre sie gleichzeitig von einem Erdbeben und einem Orkan verwüstet worden.
Aus ihr war ein einsamer Ort geworden. Jede Tür führte in einen verlassenen Raum. Jeder Blick endete an einem verwaisten Platz.
Die Leere breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Sie lachte aus den gerahmten Fotografien, die an den Wänden hingen. Sie kauerte auf dem Stuhl in der Küche. Sie winkte aus dem Ledersessel im Wohnzimmer. Sie verfing sich an den Kleidern in den Schränken. Sie wühlte sich durch die Wäsche in den Schubladen. Sie schlief in den kalten Bettlaken.
Aus allen Dingen strömte die gleiche Traurigkeit. Als wüssten sie um die Vorbereitungen für ihre letzte Zusammenkunft, bevor ein ungewisses Schicksal sie für immer zerstreute.
Am Abend nach dem Begräbnis von Oma Rosa träumte das Fräulein „So-La-La“ von einem riesigen Ozean, der an seiner tiefsten Stelle leck schlug. Auf seiner Oberfläche bildete sich ein gewaltiger Sog, der alles ins Verderben stürzte.
An seinem Rand versuchten die Wellen vergeblich, sich im Wind zu halten, bevor sie in einen bodenlosen Abgrund hinunter stürzten. Eine glitzernde Woge kämpfte bis zuletzt gegen den Schlund, der sich unter ihr auftat.
Mit der Hingabe einer traurigen Tänzerin warf sie sich dem Himmel entgegen. Noch in der Luft zerplatzte sie in abertausende winzige Tropfen. Dann riss auch sie der Sog mit in die Tiefe.