Der Bär und der Drache – Teil 3

Die Bar war bis zum letzten Platz gefüllt. Das Stimmengewirr übertönte die Musik. Der Bär musste nicht lange suchen. Der Drache stand am gleichen Platz wie einige Tage zuvor. Er blickte zur Tür, als würde er auf jemanden warten. Vor ihm stand ein leeres Glas. Der Bär kämpfte sich mühsam durch das Gedränge. Der Drache begrüßte ihn mit einem Lächeln. Sie musterten sich neugierig. Beide hatten sich fein herausgeputzt.

Nach ihrer Begegnung auf dem See hatten sich nicht mehr wieder gesehen. Bis sie in der Bar zufällig übereinander gestolpert waren. Der Bär war mit Bärenfreunden unterwegs gewesen. Der Drache hatte mit anderen Drachen gefeiert. Bären und Drachen sind zu verschieden. Es war ihnen nur ein flüchtiger Blick geblieben, um sich zu wiederzuerkennen. Dann hatte die Menge mit sich fortgerissen.

<Heute löscht das Trinken nicht mein Feuer.> sagte der Drache und deutete auf das leere Glas in seiner Hand. Der Bär grinste verschämt. <Ich verbrenne gerne.> antwortete er.

Sie setzten sich an einen Tisch. Der Kellner brachte eine Flasche Wein an den Tisch. Aber es war zu spät. Der Drache spuckte Feuer. Und der Bär ging in Flammen auf. Wie durch ein Wunder kam niemand zu Schaden. Die Gespräche um sie herum liefen weiter, ohne dass jemand auf das Feuer aufmerksam wurde, das an ihrem Tisch brannte.

Es wurde eine lange Nacht. Der Kellner stellte ständig neue Gläser an den Tisch. Doch das Feuer war nicht mehr zu löschen. Der Bär brannte lichterloh. Und Drache tat nichts, um die Glut zu ersticken. Plötzlich zog er sein Telefon aus der Tasche und reichte es dem Bären über den Tisch. <Du solltest dich anrufen.> sagte er. Verdutzt blickte der Bär den Drachen an. <Warum sollte ich das tun?> fragte er. <Irgendwann wirst du es wissen.> antwortete der Drache.

Der Bär nahm das Telefon des Drachen und tippte seine Nummer hinein. Er ließ es läuten, bis sich die Mailbox meldete. Dann drückte er den roten Button und gab das Telefon an den Drachen zurück. Der Drache blickte auf seine Uhr. <Es ist spät. Ich muss los.> verabschiedete er sich. <Wann sehen wir uns wieder?> fragte der Bär .Dieses Mal wollte er es nicht dem Zufall überlassen, ob sie sich wieder begegneten. Der Drache blickte ihm in die Augen. <Es liegt an Dir, die Kreuzung dafür zu finden.> sagte er.

Der Bär blickte den Drachen ratlos an. Eine unbekannte Angst überfiel ihn. Die Welt war groß genug, um sich für immer aus den Augen zu verlieren. Sie umarmten sich. Der Drache eilte zur Tür. Ein letzter Blick zurück. Ein letztes Winken. Dann verschwand er in der Dunkelheit. Sein Aufbruch wirkte wie eine Flucht. Enttäuscht winkte der Bär den Kellner heran und verlangte nach der Rechnung.

Als er nach der Geldbörse griff, erinnerte er sich an das leise Vibrieren des Telefons in seiner Jacke. Es zeigte einen Anruf an. Der Bär lächelte, als er die Telefonnummer auf dem Display aufleuchten sah. Er wusste, was die Zahlen bedeuteten. Es waren die Koordinaten der Kreuzung, an der er dem Drachen wieder begegnen würde.

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