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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Kleinlaut musste sich das Fräulein „So-La-La“  eingestehen, keinerlei Gedanken über die Kosten einer Kopfverpflanzung verschwendet zu haben.

„Die Rechnungen sind das geringste Übel.“, erklärte der Vater.
„Mit einem neuen Kopf gehen alle Erinnerungen und Träume verloren.“

Der Einwand zeigte Wirkung.

Zähneknirschend sagte  das Fräulein „So-La-La“ die  Kopfverpflanzung  ab. Das Spiegelbild durfte seine unansehnliche Fratze  behalten.  Das Biest dankte es mit einer neuen Zahnlücke in der vordersten Reihe.
Nun war dem Fräulein  „So-La-La“  auch das Zähneputzen verdorben. Heulend rettete sie sich in die Arme ihrer  Mutter.

„Ich hsase mien Sipegelblid.“,  jammerte sie.

Auf der Stirn der Mutter zeichnete sich eine dicke Sorgenfalte ab.

„Warum könnt ihr euch nicht miteinander versöhnen?“  versuchte sie, den Streit zu schlichten.

Unaufgefordert mischte sich der Vater  in die Debatte ein. Vollmundig behauptete er, vor vielen Jahren einen ähnlichen Streit  mit seinem Spiegelbild ausgefochten zu haben.

Irgendwann hätte man die Vereinbarung getroffen, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Seit dieser Zeit würden sich ihre Begegnungen auf ein kurzes Zusammentreffen im Badezimmer beschränken.

„Wer sich seltener  sieht, hat auch weniger Gelegenheit zum Streiten.“,  redete er sich um Kopf und Kragen.

Das Fräulein „So-La-La“  strafte ihn mit kalter Verachtung.  Von der Mutter erntete er schallendes Gelächter.

Nie und nimmer gäbe einen Zusammenhang mit seinem Spiegelbild, dem augenscheinlich an jederlei Gefälligkeit fehlen  würde,  wies sie ihn abfällig zurecht.
Die Schönheit des Fräulein „ So-La-La“  dagegen stünde  außer Streit. Es ginge lediglich um kleinere Ausbesserungen.  Punkt. Aus. Sieg.

Zerknirscht räumte der Vater das Feld, bevor sich weitere Schmähungen über  ihn  ergossen.

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