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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

In meinem Herzen lebt die Hoffnung, dass sich ein Sturm des Fräulein „So-La-La“ annahm und ihr Traum, eine Geschichte zu sein, die um die Welt reist, eines Tages in Erfüllung geht. 

Über viele Jahre hing ein Bild von ihr über meinem Schreibtisch.  Es entstand in den Tagen unserer ersten Begegnung.

Als sie mir von ihren Reiseplänen erzählte, habe ich es von der Wand genommen und heimlich in ihren Koffer gepackt. So hat sie ein Bild von sich zur Hand, wenn sie auf der Reise in die Verlegenheit gerät, ihre Herkunft beweisen zu müssen. Ein Abzug davon liegt diesen Zeilen bei, um allfälligen Verwechslungen und Missverständnissen vorzubeugen.

Sollte Ihnen das Fräulein „So-La-La“ zufällig über den Weg laufen, erweisen Sie mir den Gefallen und schenken Sie ihr einige Minuten Ihrer kostbaren Zeit. Seien Sie nachsichtig mit den Unzulänglichkeiten, die Sie bei ihr entdecken.  Das Fräulein „So-La-La“ trifft keine Schuld daran.  Die Verantwortung liegt allein in meinen begrenzten Fähigkeiten, ihren Ansprüchen gerecht zu werden.

Schreiben Sie mir, an welchen Orten Ihnen das Fräulein „So-La-La“ begegnet ist. Vielleicht findet sich Gelegenheit, mir ein Souvenir von ihr zu schicken. Ich freue mich über jede Nachricht, die mich wissen lässt, dass es ihr gut ergeht und sie wohlauf ist.

Ein letzter Nachsatz:

Beim Abschied quälte mich die Sorge, ob es nicht zu ihrem Besten wäre, die Geschichten für mich zu behalten und in einer Schublade meines Schreibtisches zu verschließen. Für einen Augenblick erschien es mir verantwortungslos, sie schutzlos dem Hohn und Gelächter der hochgezogenen Augenbrauen, gestreckten Zeigefinger und mitleidigen Stimmen auszusetzen. 

Das Fräulein „So-La-La“ ließ meine Zweifel nicht gelten. Sie stupste mich ungeduldig in die Seite und deutete auf einen Vogel, der hoch oben am Himmel kreiste mit dem Wind unter seinen Flügeln und der grenzenlosen Weite vor sich.

„Was immer das Schicksal für den kleinen Vogel bereit hält.  Keine Liebe kann größer sein als die Liebe, die ihm seine Freiheit schenkte.“, sagte sie. 

Die Zuversicht des Fräulein „So-La-La lässt mich hoffen, dass sich ihr Traum erfüllt.   

Denn nicht jeder Fisch wird an einem Haken aus dem Wasser gezogen. Nicht alle Schmetterlinge verschwinden im Schnabel eines Vogels. Und die allermeisten Mäuse entkommen dem Hunger der Katzen.
Bon voyage, mein kleines Fräulein „So-La-La“.  

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