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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Das Fräulein  „So-La-La“  jauchzte beim Anblick  der verblassten Schwarzweißfotografien, aus  denen eine  junge Frau herauslachte, die mit einem kleinen Koffer  um die Welt reiste.

Der laute Gong der Türglocke stellte die Funktionstüchtigkeit ihrer  Zeitabkürzungsmaschine unter Beweis.  Der Tag war wie im Flug vergangen.

Die Großmutter bremste die die Zeitabkürzungsmaschine scharf ab und schaltete in den Leerlauf zurück.
An der Wohnungstür empfing sie die Mutter mit offenen Armen.

Das Fräulein „So-La-La“ platzte vor  Ungeduld,  ihrer Mutter vom Erfolg ihrer Erfindung zu erzählen. Schon im Treppenhaus plapperte sie ihr die Ohren  voll.   
Die Miene  der Mutter  verfinsterte sich  von Minute zu Minute.  

Noch am gleichen Abend klingelte in der Wohnung der Großmutter das alte Telefon  mit der Wählscheibe. Nach einem langen Telefonat hängte die Großmutter den Hörer ein.  Dann nahm sie den Besen, den sie in einer Nische hinter dem Ofen abgestellt hatte. Als sie damit vor die Tür ging, schwebte eine dicke Rauchwolke über ihrem Kopf.

Zwischenspiel

Die Geschichte an meiner Bettkante lachte.  Es war völlig still im Raum. Aber ich konnte ihr schallendes Gelächter in meinem Kopf hören.

„Oma Rosa war eine ungewöhnliche Frau. Aber sie hat nie mit einem Besen zwischen ihren Beinen einen Kirchturm umkreist.“, grinste sie.
„Der Riese in ihrem Kopf hat sie dazu angestachelt.“, entschuldigte ich das Fräulein „So-La-La“ für das unerlaubte Betreten der versperrten Kammer.  

Schließlich war es meine Schuld. Ich hatte ihr nicht nur die Zeitabkürzungsmaschine, mit der sie die Fliegenzeitrechnung besiegte, in den Kopf geschrieben.  Es lagen meine Fingern auf der Tastatur, als die Großmutter über den Stuhl stolperte und ihren Schlüssel verlor.

„Ich erinnere mich an keinen Riesen.“, sagte die Geschichte.

Sie blickte mich erwartungsvoll an.

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