
Zwischenspiel
„Das Ende ist kein Ende.“, lenkte mich die Geschichte, die an meiner Bettkante saß, von meinen traurigen Gedanken ab.
„Man muss nur die Seiten zurückblättern. Schon beginnt alles von neuem.“
Ich blickte sie mit glasigen Augen an.
„Sie ist gestorben.“, widersprach ich.
Ich glaubte, es besser zu wissen. Meine Worte hatten die Großmutter zum Leben erweckt. Sie war nichts weiter als eine Figur, die an den Fäden meiner Finger hing, mit denen ich ihre Geschichten in die Tastatur tippte.
Die Geschichte schüttelte energisch den Kopf.
„Sie ist nicht tot.“, widersprach sie.
„Ihr Herz schlägt an einem anderen Ort weiter.“
Schlagartig wurde mir bewusst, welchen Zweck sie mit ihrer Reise verfolgt hatte.
„War deine Suche erfolgreich?“, versuchte ich vom Thema abzulenken.
„Ich musste nicht danach suchen.“, antwortete die Geschichte.
„Ihr Herz war immer bei mir.“
Eine unerschütterliche Überzeugung schwang in ihrer Stimme. Es tat mir gut, es aus ihrem Mund zu hören. Ich hatte ihr diesen Glauben in den Kopf geschrieben. Es gehörte zum Besten, dass ich für sie getan hatte.
Den Ort zu finden, an dem das Herz der Großmutter weiterschlug, hatte ihrer Reise ein Ziel gegeben.
Ein verrückter Einfall schoss mir durch den Kopf. Ich erinnerte mich an die Zeit, als die Großmutter die Zeitabkürzungsmaschine startete und die Tage wie im Flug vergingen.
Plötzlich wusste ich, wohin es die Geschichte verweht hatte. Ungewollt hatte ich ihr den Weg vorgezeichnet. Sie war den Spuren ihrer Großmutter gefolgt.