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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

In dieser Nacht begriff das Fräulein „So-La-La“  die Macht des Zwerges, der in den Uhren hauste. Seine Gefährlichkeit ruhte nicht in der Geschwindigkeit, mit der er seine Runden zog. Es war die endlose Geduld, die ihn unbesiegbar machte. 

Nie lief er schneller. Nie zog er seine Runden langsamer. Niemals stand er still.  Wer gegen ihn antrat, war von Anfang an verloren.  

Tick-Tack, Tick-Tack humpelte er mühsam heran.  
Tick-Tack, Tick-Tack rückte er auf gleiche Höhe. 
Tick-Tack, Tick-Tack eilte er uneinholbar davon.  

   

Zwischenspiel

„Auf meiner Reise habe ich die Macht der Zeit kennen gelernt.“, sagte die Geschichte, die an meiner Bettkante saß und mir zuhörte.

„Nicht ist ewig. Nicht bleibt unzerstörbar. Mauern werden zu Sand.  Sand wird zu Staub.  Und Staub zu Wind. Was die Zeit heranweht, weht sie auch wieder fort.“ 

Ich schwieg. Unzählige Bilder tauchten vor meinen Augen auf. Sie waren verschwommen wie die Erinnerung daran. Vieles in meinem Leben war unwiederbringlich verloren gegangen. Die Zeit hatte unbarmherzig die Fäden, die mich mit Menschen und Dingen verband, durchschnitten.

Der Zwerg, der in den Uhr hauste, war ihr Bote.. Und sein unbarmherziges Tick-Tack die Melodie, die jedes Leben begleitete.

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