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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Das Fräulein „So-La-La“ brach in Tränen aus. Sie hatte nichts weniger im Sinn, als mit einem Zirkusclown zu leben, der sie zum Gespött der ganzen Welt machte.

Ihr Kopf war zum Platzen voll mit den wundersamsten Geschichten. Alle Wörter saßen an ihrem Platz wie von einem Buchdrucker gesetzt. Die Sätze waren bis ins letzte Glied herausgedrechselt.     
Aber sobald sie  sich der Zunge anvertrauten, verklumpten sie  zu einem unverständlichen Krawall, der jedes menschliche Ohr beleidigte.

Der Ärger über den Tunichtgut in ihrem Mund duldete keinen Aufschub mehr.
Sie verschaffte ihrer aufgestauten Wut Luft und biss sich mit den Zähnen auf die Zunge.

„Aua.“, schrie die Zunge  im korrekten Wortlaut auf.

„Gescheiht dem verrcükten Beist rceht.“, krächzte das Fräulein „So-La-La“.

Ihr war zum Lachen und Weinen. Es tat höllisch weh, sich auf die Zunge zu beißen.
Oma Rosa benötigte ihre ganze Überredungskunst, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.

„Wenn du Deine Zunge in die Schranken weisen willst, musst du zuerst lernen, die Angst vor ihr zu zähmen.“, ermahnte sie ihre heulende Enkelin.  

Die Worte trafen das Fräulein „So-La-La“ bis ins Mark.

Plötzlich war sie kein kleines Mädchen mehr, das gegen ihr Stottern ankämpfte. Im Stillen hatte sie schon begonnen, sich mit dem durchgedrehten Zirkusclown in ihrem Mund abzufinden.
Nun hatte ihr Oma Rosa den Blick auf den wahren Feind geöffnet.

Wie sollte es ihr gelingen, gegen einen Gegner zu bestehen, der die Mutigsten in die Knie zwang?

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