
Der Bär und der Drache
Die Straße führte von Osten nach Westen. An einer Biegung führte sie an einer Quelle vorbei. Aus einer Richtung der Straße näherte sich ein Drache. Aus der anderen ein Bär.
Wäre der Drache nicht für einen kurzen Moment stehen geblieben. Hätte der Bär nicht im gleichen Augenblick hoch geblickt. Sie hätten einander nie bemerkt und wären als Fremde aneinander vorbeigegangen.
Aber weil der Drache stehen blieb und der Bär hoch blickte, sind sie sich begegnet.
Manchmal entstehen Freundschaften dort, wo es niemand erwartet. Aber in einer Welt, die sich im Kreis dreht, bewegt sich alles unaufhaltsam aufeinander zu. Dann bildet der Punkt, an dem sich zwei Seelen treffen, eine Kreuzung, wo das Unwahrscheinliche plötzlich möglich wird.
Der Drache lächelte. Aus seinem Mund züngelte eine kleine Flamme.
Der Bär wich vorsichtshalber einen Schritt zurück.
„Mein Name ist Teddy Bär“, begann er das Gespräch.
„Aber ich ziehe es vor, Bär genannt zu werden.“
„Verstehe.“, grinste der Drache.
Der Bär sah nicht gerade furchterregend aus.
„Ich heiße Drache.“, sagte der Drache.
Er konnte nicht ableugnen, ein Drache zu sein. Aber er schien damit nicht ganz zufrieden, wie sein eiliger Nachsatz verriet.
„Mein zweiter Name ist Sanftmut.“
Der Bär lächelte verlegen.
Sanftmut war eine Eigenschaft, die nicht oft mit einem Drachen in Verbindung gebracht wurde.
„Sanftmut ist ein schöner Name.“, schmeichelte er seinem Gegenüber.
Der Drache lachte. Die Flamme aus seinem Mund strich gefährlich an das Fell des Bären heran.
„Ich kenne keinen Drachen, der einen Bären zum Freund hat.“, sagte er.