
Schließlich erlahmten ihre Kräfte. Ein erlösender Dämmerzustand umfing sie. Im Halbschlaf hörte sie Stimme der Großmutter nach ihr rufen.
„Du musst mich loslassen.“, wehte der Wind ihre Stimme heran.
Das Fräulein „So-La-La“ drückte die Hände an die Ohren. Tränen rannen über ihre Wangen.
Plötzlich begann der Boden unter ihren Füßen zu zittern. Die Wände wackelten. Die Fensterscheiben klirrten.
Verwirrt blickte das Fräulein „So-La-La“ um. Am Ende des Ganges nahm sie die Gestalt eines Riesen wahr. Er musste sich ducken, um nicht mit dem Kopf an die Wand zu stoßen. Der Schatten, den er warf, erstreckte sich über die ganze Länge des Krankenflurs. Mit donnernden Schritten eilte er heran.
In seinen Händen schwenkte er das Fläschchen mit der rettenden Medizin für die Großmutter.
Mit lauten Rufen wies ihm das Fräulein „So-La-La“ den Weg. Noch einmal schöpfte sie Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendete. Niemand würde es wagen, sich einem Koloss in den Weg zu stellen, der mit seinen baggerschaufelgroßen Händen die Sterne wie Murmeln vom Himmel pflückte.
Aber kaum hatte der Riese den Fuß über die Schwelle des Krankenzimmers der Großmutter gesetzt, passierte etwas Unerwartetes. Mit jedem Schritt büßte er an Größe ein. Mit jedem Atemzug wurden seine Schultern schmäler, die Arme dünner und die Beine kürzer.
Bevor die Hälfte der Strecke hinter ihm lag, war er zu einem dürren Männchen geschrumpft, das sich mühsam vorwärts schleppte.
In der gleichen Zeitspanne dehnte sich das Krankenzimmer zu einem riesigen Saal auseinander. Das Bett, in dem die Großmutter ihr Leben aushustete, verlor sich als winziger Punkt am Horizont.