
Wie das Fräulein „So-La-La“ ihre Mutter dazu bringt, Likör zu trinken
Der Vater musste nicht lange überzeugt werden. Ihm gefiel der neue Name auf Anhieb. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht begann er, das nicht endend wollende „La-La“ eines berühmten Schlagers anzustimmen.
Es würde ihn mit Stolz erfüllen, eine Tochter zu haben, deren Namen überall auf der Welt besungen wurde, erklärte er mit sichtlicher Erleichterung.
Der Mutter fiel es ungleich schwerer, sich mit der Änderung anzufreunden. Bei den ersten Versuchen, den neuen Namen auszusprechen, stotterte sie wie ein altersmüder Traktor.
Einem steifen Zungenschlag wäre am besten mit einem Fingerhut Likör in einer Tasse Kaffee auf die Sprünge zu helfen, riet ihr die Großmutter.
Die Mutter erteilte der Aufforderung eine barsche Abfuhr.
Der Name würde der Großmutter bloß als Vorwand dienen, ihre bedenklichen Trinkgewohnheiten zu rechtfertigen, stichelte sie im giftigen Tonfall.
In ihrer Ehre gekränkt konterte Oma Rosa mit einer ebenso unüberlegten Antwort.
„Ein Glas Likör richtet weniger Unheil an als ein überempfindlicher Geduldsfaden.“, knurrte sie zurück.
Der Schaden war nicht mehr gut zu machen. Einen Augenaufschlag später folgte ein kaum wahrnehmbares Knacksen.
Wie schon bei vielen anderen Gelegenheiten erwies es sich als Glücksfall, dass dem Vater empfindliche Ohren gewachsen waren, mit denen er eine Mücke auf hundert Meter husten hören konnte.
Wortlos packte er die Großmutter an der Hand und zog sie aus der Gefahrenzone. Er handelte keine Sekunde zu früh. Als die Küchentür hinter ihnen ins Schloss fiel, erschütterte ein ohrenbetäubender Krawall das Haus.