
Das Getuschel hinter dem Rücken der Großmutter blieb dem Fräulein „So-La-La“ nicht verborgen.
Hütete Oma Rosa ein dunkles Geheimnis, das sie vor ihr verbarg?
Ein griesgrämiger Nachbar, der ihr im Stiegenhaus wünschte, sie möge sich bei ihren nächtlichen Ausflügen das Genick brechen, nährte ihren Verdacht.
Was immer die wahre Natur der Großmutter war? Solange sie nicht das entscheidende Beweisstück in Händen hatte, hielt es das Fräulein „So-La-La“ für das Beste, keiner Menschenseele in ihren Verdacht einzuweihen.
Die Wohnung der Großmutter war wie geschaffen dafür, etwas vor den Augen der Welt zu verstecken. Es war eine von der Zeit vergessene Welt mit altertümlichen Möbeln, braunen Tapeten und einem Bretterboden, der bei jedem Schritt ächzte, als würde man auf dem Rücken einer geschundenen Kreatur herumtrampeln.
Der Zigarrenqualm, der in der Luft schwebte, hatte eine nebelverhangene Landschaft geformt, in der die schweren Eichenschränke mit ihren Kugeln und Spitzen obenauf sich wie die Umrisse furchteinflößender Spukgestalten ausmachten.
Schon deshalb zog es das Fräulein „So-La-La“ vor, ihre Tage unter dem schweren Eichentisch in der Küche zu verbringen. Es war der einzige Ort, an dem sie nicht fürchten musste, sich die Nase an einer Zigarrenwolke blutig zu schlagen oder von dem funkenspuckenden Ofen, der die Küche beherrschte, verschlungen zu werden.
Die Großmutter schaufelte unentwegt Kohle in sein gieriges Maul, um die kalten Mauern ihrer Wohnung zu heizen. Schon frühmorgens schlich sie durch das Stiegenhaus, um mit den Frühstückszeitungen der Nachbarn seinen Appetit zu stillen.
Die Beschwerden, die ihre Beutezüge nach sich zogen, kümmerten sie wenig.
Schlechte Nachrichten zu verbrennen wäre allemal besser als sie zu lesen, erwiderte sie einem erbosten Zeitungsbesitzer, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug.