Seite 195

Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Kopfüber stürzte sie zu Boden. Aber anstatt sich an einem scharfen Stein die Nase zu brechen oder ihre Knie blutig zu schlagen, landete sie an einer mit dickem Moos bewachsenen Stelle.
Unversehrt rappelte sie sich hoch und hielt ihrer Mutter ein vierblättriges Kleeblatt ins Gesicht, das sie bei ihrem Sturz entdeckt hatte.  

Mit solchen und anderen kleinen Gesten legte der Zufall den Grundstein für den Beginn einer großen Freundschaft. 
Der neue Hausgast stieß bei ihrem Vater auf anfängliches Wohlwohlen. Es war seiner Hilfe zu verdanken, dass sich der aus allen Nähten platzenden Terminkalender des Fräulein „So-La-La“  langsam leerte.

Als erstes widerfuhr ihrer vielversprechenden Musikkarriere ein jähes Ende. Ein Glas Himbeersirup, das sich zufällig  über die Klaviertasten ergoss, sorgte für die erste Lücke in ihrem Kalender. Die Reparatur des empfindlichen Instrumentes  verschlang eine Riesensumme. Worauf der Musiklehrer zur Erleichterung des Vaters die Fortsetzung des Unterrichts verweigerte.

Für die Mutter hatte die Niederlage  ein kostspieliges Nachspiel. Sie nahm aus Kummer über die erlittene Schmach zehn Kilo an Lebendgewicht ab und musste ihre gesamte Garderobe tauschen.

Die Ballettlaufbahn des Fräulein „So-La-La“ wurde das nächste Opfer der unglückseligen Serie. Aus purem Zufall zertrümmerte sich die Ballettlehrerin, beim Versuch eine Pirouette vorzutanzen, den Knöchel.

Der Vorwurf, das Fräulein  „So-La-La“ hätte ihr absichtlich ein Bein gestellt,  ließ sich zum Glück  nicht  zu erhärten. Trotzdem erklärte sich der Vater bereit, der Tanzlehrerin einen namhaften Betrag für ihr Schweigen auszuzahlen. Dazu addierten sich die Ausgaben für die  neuerliche  Einkleidung der nunmehr spindeldürren Mutter.  

Fortsetzung SEITE 196