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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Merkwürdigerweise nahm niemand Notiz von dem kleinen Mädchen, das mitten unter ihnen in einer Badewanne festsaß.

Vorsichtshalber ging das Fräulein  „So-La-La“ auf Tauchstation. Lautlos glitt sie  unter die Wasserlinie,  bis nur noch ihre Nasenspitze aus dem Wasser ragte.

Es war keine Sekunde zu früh.  Mit gewaltigem Getöse schlug eine Tür auf.  Ein  kalter Luftzug wehte durch den Raum und löschte die Kerzen aus. Die Seeleute verstummten mitten im Satz und verdrehten die  Hälse zum Eingang der Hafenkneipe.  

Der Wind, der  durch den offenen Türschlag  strömte, blähte die Segel des Zweimasters in der Badewanne und steuerte ihn auf einen verhängnisvollen Kurs.  In voller Fahrt prallte er gegen ein  aus dem Wasser ragendes Hindernis.

„Aua.“, schrie das Fräulein  „So-La-La“ auf.

Nach Luft schnappend schnellte sie hoch und rieb sich die geschwollene Nase.  Als sie sich umblickte,  bemerkte sie im Türrahmen eine  zwergenhafte Gestalt,  Das Licht der Straßenlaterne warf seine Silhouette bis in die letzte Tischreihe.  Auf seinen kurzen  Stummelbeinen  ragte der Zwerg gerade bis zur Türklinke  hoch.   

Sein Kopf war groß wie eine Wassermelone. Ein riesiger Dreispitzhut, der tief in die Stirn hineinrutschte,  verlieh ihm ein sonderliches Aussehen. Über dem linken Auge trug er eine Augenklappe.  

Die rauen Gesellen saßen mit versteinerten Blicken an den Tischen.  Keiner von ihnen wagte es, durch ein Zucken oder Räuspern auf sich aufmerksam zu machen. 

„Cpatian Feelgood.“, kreischte das Fräulein So-La-La“ auf und wünschte im selben Atemzug  ihre vorlaute Zunge zum Teufel.

Hundert Augenpaare wanderten gleichzeitig in ihre Richtung. Spontan entschied das Fräulein  „So-La-La“,  wieder  auf Tauchstation zu gehen und toter Fisch zu spielen.

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