
Eine kleine Nachlässigkeit leitete ohne Absicht die Niederlage der Mutter ein. Der Vater hatte der Versuchung nicht widerstehen können, im Namen seiner Tochter an einem Gewinnspiel teilzunehmen.
Es war nicht geplant, dass ihr der Hauptpreis zugelost wurde. Niemand hatte es beabsichtigt. Der Zufall machte das Fräulein „So-La-La“ zur stolzen Besitzerin eines nagelneuen Fahrrades.
Die Mutter traf beinahe der Schlag, als der Paketzusteller an der Tür läutete und den rosaroten Mädchentraum frei Haus ins Vorzimmer lieferte. Ihre Reden und Predigten, mit denen die Bösartigkeit des Zufalls angeprangert hatte, waren mit einem Schlag widerlegt.
Als Lügnerin entlarvt, jagte sie den Postboten ohne Trinkgeld aus der Tür.
Der Posaunendonner, der sich in ihrem Gesicht zusammenbraute, entlud sich Minuten später hinter der geschlossenen Tür des Schlafzimmers. Um Gnade winselnd schwor der Vater, jedwede Preisausschreiben und Glücksspiele fortan zu meiden. Seine Reue kam zu spät.
Einmal im Haus begann sich der Zufall gemütlich in seiner neuen Bleibe einzurichten.
Stück für Stück eroberte er das verlorene Terrain, das ihm die Mutter mit Hilfe des Terminkalenders abgerungen hatte, zurück.
Eine Woche nach der ersten Begegnung mit dem Zufall stolperte das Fräulein „So-La-La“ am Straßenrand über eine dicke Brieftasche. Der rechtmäßige Eigentümer stellte sich zum Schrecken der Mutter als Besitzer eines Eissalons vor.
Neben einem fetten Finderlohn spendierte er dem Fräulein „So-La-La“ einen Sommer lang jeden Tag einen Eisbecher nach freier Wahl. Der Zufall wollte es so.
Wenig später stolperte das Fräulein „So-La-La“ bei einem Spaziergang im Wald über eine Wurzel.