
Aber den meisten Spaß hatten die Kinder mit ihnen. Ohne auf die Uhr zu blicken, verschwendeten sie die schönsten Tages damit, Puppen zu frisieren oder Geschichten aus alten Zeiten zu erzählen.
Sie kannten den kürzesten Schmuggelpfad ins Schlaraffenland, wo man Limonade aus Flüssen trank und Schokolade von den Bäumen pflückte. Und in ihren Schränken stapelten sich mehr Süßigkeiten, als besorgte Mütter und Zahnärzte wissen durften.
Ihr Geduldsfaden ließ sich endlos in die Länge ziehen, ohne zu reißen.
Eine eingeschlagene Fensterscheibe, eine zerbrochene Vase oder ein verschüttetes Glas Limonade machten ihnen keine schlechte Laune.
Die Herrschaft der Großmütter besaß nur ein einziges Makel. Man musste sehr behutsam mit ihnen umgehen. Denn sie bestanden zu Gänze aus uralten Teilen. Schon eine harmlose Erkältung konnte sie außer Betrieb setzen.
Zum Glück wies Oma Rosa noch nicht viele Stellen auf, die reparaturbedürftig aussahen. Ihr faltiges Gesicht sah aus wie ein zersprungener Spiegel. Aber trotz aller Kratzer spiegelte sich immer noch ein wunderschönes Bild darin, dem das Alter nichts anhaben konnte.
Am liebsten saß sie in ihrem abgewetzten Ledersessel im Wohnzimmer, wo sie an einer Zigarre nuckelte oder ihren Kaffee mit einem Schuss Likör veredelte. Zeitweilig war der Rauch in ihrer Wohnung zum Schneiden dick, dass man sich die Nase daran blutig stieß.
Eine Großmutter, die Zigarren qualmte, likörgetränkten Kaffee schlürfte und neidisch nach dem Besen schielte, mit dem die Putzfrau das Stiegenhaus fegte, sorgte für allerlei Gerede unter den hochgezogenen Augenbrauen , gestreckten Zeigefingern und mitleidigen Stimmen.