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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

„Diese Kunst  wird in Zauberschulen unterrichtet.“,  tröstete sie ihre Enkelin.

Die Verwirrung des Fräuleins „So-La-La“ war so groß, dass der verrückte Clown  in ihrem Mund vergaß, seinem schlechten Ruf gerecht zu werden.

„Und ich darf dort zur Schule gehen?“, stieß er im richtigen Wortlaut  hervor.

„Daran besteht  nicht der geringste Zweifel.“,  antwortete die Großmutter.
„Alle Kinder lernen den Zauber, der den Wurm in den Büchern zum Sprechen bringt.“

Das Fräulein „So-La-La“ brach in spontanen Jubel aus. Mehrmals zwang sie die Großmutter, ihr Versprechen zu wiederholen. Vorsichtshalber kniff sie sich in die Wange, um  sich vergewissern, dass sie nicht träumte. Ihre Freude  erlitt einen jähen Dämpfer. Sie war noch zu jung für die Schule.
Das Fräulein „So-La-La“ zog eine Miene, als hätte sie an einer sauren Zitrone geleckt.

Einstweilen  blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit dem Schweigen des Wurmes  abzufinden. Sie tröstete sich damit, die Neuigkeit  angeberisch ihrer Lieblingspuppe ins Ohr zu  flüstern.

„Aus mir wrid enies Tgaes  enie gorße Zuaberin.“, prahlte sie mit stolzgeschwellter Brust.
„Dnan behrersche ich die Zuaber, der alle Geshcichten erzhält, onhe ein eniziges Wort auszulsasen.“

Die Worte zergingen ihr wie Schokolade auf der Zunge. Ein Leben lang würde sie nicht die Blicke vergessen, mit denen sie die Puppe um ihre Zukunft beneidete.
Denn auch für eine Puppe gab es nichts Schöneres, als die Vorstellung, eines Tages eine Geschichte zu sein, die um die Welt reiste.

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