
Sie griff sich an die Stirn. Die Beule fühlte sich echt an.
Nachdem die Großmutter die Schwellung mit einer Salbe versorgt hatte, träufelte sie einige Tropfen aus einem Fläschchen auf die Lippen des Fräulein „So-La-La“.
Die scharfe Tinktur brannte sich wie eine Feuerwalze durch den steinharten Mundtotmacher. Binnen weniger Augenblicke zerschmolz er zu einem zuckersüßen Karamellbrei. Mit einem lauten Knirschen löste sich die Zunge aus ihrer Versteinerung.
Erleichtert spuckte das Fräulein „So-La-La“ die klebrigen Überreste des Mundtotmachers auf einen Teller.
Eine halbe Stunde später saß sie in eine warme Decke gehüllt am Frühstückstisch und leckte vorsichtig an einem Kuchenstück.
Die Großmutter war in bester Laune. Das Fräulein „So-La-La“ machte gute Miene zum bösen Spiel.
Im Stillen arbeitete sie bereits an einer neuerlichen Attacke.
Inzwischen wusste sie, wie es zu ihrer Niederlage gekommen war. Die Großmutter hatte sich die Ohren mit Watte zugestopft.
Dieses Mal würde sie vorbereitet sein, zeigte sich das Fräulein So-La-La“ fest entschlossen, ihre Schmach zu rächen. Merkwürdigerweise konnte sie sich an keine einzige ihrer allerschlimmsten Fragen mehr erinnern.
Während sie verzweifelt versuchte, ihre Gedächtnis wiederzugewinnen, stach ihr ein Metallstück ins Auge, das unter der Zeitung hervorblitzte.
Sie hob es auf und drehte es zwischen ihren Fingern. Es war ein feingezacktes Zahnrad von der Größe einer Stecknadel.
Blitzschnell sprang die Großmutter an den Tisch und fischte es ihr aus der Hand.
„Das ist nur eine harmlose Schraube.“, bemühte sie sich um einen gelassenen Ton.
Das Fräulein „So-La-La“ wollte laut aufschreien. Aber das Kuchenstück in ihrem Mund unterdrückte jeden Ton.