Tagebuch eine Stubentigers – 18

Opferliebe

In der Liebe misst sich ein Opfer nicht immer gleich,
wie es die Fliege,
die sich von Leidenschaft angetrieben
in ein Spinnennetz stürzte,
schmerzhaft am eigenen Leib erfuhr.
Die von ihr begehrte Spinne
fraß schon einem Schmetterling die bunten Flügel weg.
Für die Fliege,
die liebeslustig in ihrem Netz zappelte,
reichte der Appetit nicht mehr.

Kurz drehte die Spinne den Kopf zur Seite.
Dann knabberte sie genüsslich weiter
an ihrem Schmetterling.
Das Opfer der Fliege schmeichelte ihr ein wenig,
Ansonsten blieb es vergeblich.
Statt mit Haut und Haaren gefressen zu werden
wie die Fliege es sich erträumte,
verhungerte sie langsam
vor den Augen ihrer größten Liebe.

Ihre Leiche hing noch lange
im Spinnennetz als Warnung für alle,
die zu sehr lieben.
Was der Schmetterling bei all dem dachte,
und ob er die Spinne,
die seine Flügel fraß,
im selben Maß liebte,
wie es die kleine Fliege tat?
Das hat niemand aufgeschrieben.

One more Stubentiger: