Seite 50

Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Das Fräulein  „So-La-La“ konnte es kaum abwarten, ihrer Mutter die von ihrer neuen Anstellung zu berichten. 
Die Großmutter dämpfte ihre Freude.  

„Bleibt noch die Frage nach der  Bezahlung  offen.“,  lenkte sie die Aufmerksamkeit auf den wunden Punkt des Planes.

Ohne Zögern erklärte sich das Fräulein bereit, ihr Sparbuch  zu opfern.

„Das  Gled riecht bestmimt für die ncähtsen Jhare.“, verkündete sie großspurig.

Dabei vergaß sie zu erwähnen, dass der Großteil ihrer Ersparnisse gerade erst in den Ankauf einer neuen Puppe geflossen war.  
Auch mit dem verbliebenen  Rest glaubte sie, die Kosten  bestreiten zu können. Ohnehin rechnete sie mit bescheidenen Gehaltsvorstellungen.

„Ich wrede sie mit Umamrungen und Ksüsen bezhalen.“,zeigte sich das Fräulein „So-La-La“ großzügig. 

Sparsamkeit lag ihr fern, wenn es darum ging, das Auskommen ihrer Mutter zu sichern
Die Zweifel der Großmutter, ob diese Art der Entlohnung die Kosten für den täglichen Haushalt decken und den Kühlschrank füllen würde, taten ihrer Begeisterung keinen Abbruch.

„Ich fürchte, die Gehaltsverhandlungen werden sich schwierig gestalten.“,  entgegnete Oma Rosa augenzwinkernd. 

Zu ihrem Entsetzen erfuhr das Fräulein „So-La-La“, dass die Arbeit der Mutter unverzichtbar war.

Wenn der Morgen dämmerte, rollte sie die schwarzen Tücher ein, die nachts den Himmel verdunkelten. Dann nahm sie ein dickes Seil und zog die Sonne über dem Horizont am Himmel hoch.
Zwischendurch pustete sie die Wolken von Osten nach Westen oder von  Süden nach Norden.
Wie ihre Laune war das Wetter. Trug sie ein Lächeln auf den Lippen, wurde es ein heiterer Tag. War ihre Stimmung gereizt, fiel das Thermometer und es hagelte Blitz und Donner. 

Wenn sie weinte, fiel der Regen aus den Wolken  und auf den Straßen bildeten sich kleine Pfützen.
Hatte sie einmal verschlafen, musste sie sich sputen, damit es rechtzeitig Morgen wurde.
An diesen Tagen wehte ein kräftiger Wind durch die Welt, der das Laub der Bäume aufwirbelte und die Äste bog.

Am Ende ihrer Schicht ließ sie die Sonne am Horizont untergehen und  spannte die schwarzen Tücher zurück in den Himmel, dass es in den Nächten dunkel wurde.

Fortsetzung SEITE 51