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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Die wahre Gefahr lauerte im nächsten Augenblick. Obwohl er nicht länger währte als ein Wimpernschlag, besaß er die Macht, die Welt aus den Fugen zu heben.  

Die einzige Schwachstelle, die das Fräulein „So-La-La“ an ihm entdeckte, war seine Kurzlebigkeit. Gegen ihn wirkten selbst Eintragsfliegen wie uralte Greise. Ein Grund mehr für sie, sich unter dem Küchentisch zu verstecken. Was ihre Hoffnung nährte, dem nächsten Augenblick zu entgehen, war sein Mangel an Zeit, sie dort aufzuspüren.

Als Beweis führte sie die unzähligen Augenblicke auf, die sie bereits unbeschadet überstanden hatte. Nicht allen waren dieses Glück vergönnt. Während sie sich in ihrem Unterschlupf versteckt hielt, waren die Nachrichten voll mit Berichten von Menschen, die es geschafft hatten, an einem sicheren Ort unterzutauchen.

„Wenn ich dich unter dem Küchentisch finde, wird es auch der Zeit gelingen.“, schmunzelte die Großmutter den Versuch ihrer Enkelin  vor dem Lauf der Dinge zu flüchten.

Das Fräulein „So-La-La“ grunzte verärgert. Mit ihrer Redseligkeit hatte die  Großmutter alles verdorben,
Nun wusste der nächste Augenblick, wo er nach ihr zu suchen hatte. 

Die Großmutter bemühte sich um Schadensbegrenzung.

„Die größte Gefahr besteht darin, sich unter dem Küchentisch zu Tode zu langweilen.“, lachte sie. 

Das Fräulein „So-La-La“ glaubte ihr kein Wort.  

Sie traute dem nächsten Augenblick nicht über den Weg. Denn unter Seinesgleichen verbarg sich einer, der das Schicksal von Jahrhunderten bestimmte. Seine äußere Erscheinung täuschte über die wahre Gefahr
hinweg, die von ihm ausging.

Unter Millionen Augenblicken ragte er wie ein mächtiger schwarzer Turm heraus. Wenn die Welt eine andere wurde oder sich das Schicksal eines Menschen entschied, hatte immer er die Finger im Spiel. Es war der entscheidende Augenblick. Vor ihm verkroch sie sich unter dem Küchentisch und vor niemand anderem sonst.

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