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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Bange Sekunden verstrichen, ohne dass etwas passierte.  Das Fieber lachte sich halbtot vor Schadenfreude.

„Der Riese ist nicht tot.“,  amüsierte es sich.

Bestürzt musste das Fräulein „So-La-La“ miterleben, wie das Fieber recht behielt. Obwohl sie den roten  Faden in der Hand hielt, tat die Geschichte nicht, was sie wollte. Der Riese war über das Fahrrad gestolpert und aus dem Fenster gestürzt. Aber er lag  nicht mit gebrochenem Genick  auf dem Fußweg vor dem Haus, sondern klammerte sich mit den Händen am Fensterrahmen fest.

Augenblicke später tauchte das Gesicht des Riesen im Fenster auf.  Es war wutverzerrt.  Mit den stählernen Muskeln seiner Arme befreite er sich aus seiner misslichen Lage. Als würde ein Ungeheuer aus dem Boden wachsen, tauchte sein Schatten im Fensterrahmen auf. Wenige  Zentimeter fehlten ihm noch, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Das Fieber führte einen Freudentanz auf. Siegestrunken schwang es sich auf die Schultern des Riesen. 

„Am Ende geschieht das Unvermeidliche.“, höhnte es.

Das Ende vor Augen sprang das Fräulein „So-La-La“ aus dem Bett und  stürmte zum Fenster vor, wo sie dem Riesen einen heftigen Stoß gegen die Brust versetzte.

„Zuflälig whet ein Strum vorbei und schälgt die Fensterldäen zu.“,  schrie sie  aus voller Brust.

Dieses Mal hatte sie  den Faden  an der richtigen Stelle erwischt. Beim zweiten Anlauf tat die Geschichte, was
sie von ihr wollte. 

„Wie hast du das gemacht?“, heulte das Fieber erschrocken auf.

Der Schlag hatte den Riesen überrascht.  Mit dem Fieber auf der Schulter kippte er nach hinten.  Im letzten Moment gelang es ihm, mit den Händen Halt zu finden. Keuchend begann er erneut, sich an der Fassade hochzuziehen.

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