
Aus den hinteren Reihen reckten sich die ersten Köpfe hoch. Die Unruhe schwoll zu einem lauten Zischen an.
„Kann das nicht schneller gehen?“, erhoben sich ungeduldige Stimmen.
Der Lärm steigerte sich zum Tumult.
Mit blutiger Schürze trat der Fleischer aus seiner Kühlkammer. Beim Anblick der Warteschlange wurde er leichenblass. Hals über Kopf rettete er sich durch eine Fluchttür zum Ausgang hinaus.
Die Geschäftsleitung meldete sich über Lautsprecher zu Wort. Sie kündigte neue Angebote an, um die bedrohlich gegen die Wursttheke drückende Menge zerstreuen. Eilig wurde neues Personal herangeschafft, das die freien Wurstschneidemaschinen besetzte.
Mit vereinten Kräften gelang es, die Warteschlange in Zaum zu halten. Nach und nach verschwanden ihre Köpfe wieder unsichtbar in der Menge. Das Zischen verstummte allmählich.
Nach wenigen Minuten endete der Spuk so unvermittelt wie er begonnen hatte.
Die Verkäuferinnen blickten in freundliche Gesichter, die höflich nach Fleisch und Wurst verlangten. Nach geraumer Zeit wagte sich auch der Fleischer in seine Kühlkammer zurück.
Das Fräulein „So-La-La“ brauchte lange, bis sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte. Es war kein Kindergeburtstag, der gefährlichsten aller Schlangenarten zu begegnen. Wer eine Warteschlange herausforderte, stand Auge in Auge gegen einen vielköpfigen Drachen, der keinen Pardon kannte.