
Der Opa hat gern über den Durst getrunken. Es hat ihm nicht gut getan. Aber der Rausch hat ihn nicht grantig gemacht, sondern schwermütig. Grantig ist die Oma geworden, wenn der Opa besoffen auf dem Sofa lag.
Dann hat sie eine richtige Wut gepackt über die Trinkerei vom Opa. In ihrem Zorn hat sie den Geschirrschrank geöffnet und das Essgeschirr auf den Boden geschmissen, bis es in Scherben lag. Manchmal hat sie die Tassen und Teller dem Opa auf den Kopf geworfen. Und die Sache hätte schlimm ausgehen können für den Opa, wenn er nicht rechtzeitig das Weite gesucht hätte.
Am nächsten Tag hat der Opa seinen Rausch ausgeschlafen. Er hat die Scherben weggekehrt, ohne der Oma Vorwürfe zu machen. Dann ist er in die Stadt gefahren, um neues Geschirr zu kaufen. Er hat es einfach in die Küche gestellt. Und die Oma hat das billige Porzellan in den leeren Schrank geräumt. Dort stand es, bis der Opa wieder über den Durst getrunken und die Oma es ihm an den Kopf geworfen hat.
Es war eine Zeit, in der die Menschen arm waren. Die Oma hätte dem Opa auch die Kohlen, mit dem sie den Ofen in der Küche geheizt hat, an den Kopf werfen können. Das hätte Geld gespart. Vielleicht war die Trinkerei des Opa nur ein Vorwand für die Oma, um etwas loszuwerden, das sie nicht im Haus haben wollte.
Der Opa besaß kein Auto. Er fuhr einen zweisitzigen Motorroller. Wenn der Opa Einkäufe besorgte, blieb kein Platz für die Oma. Wahrscheinlich hat der Oma das Geschirr, das der Opa eingekauft hat, nicht gefallen. Und sie hat es ihm so oft in Scherben geschmissen, bis er ihren Geschmack traf.
Der Opa hat auf dem Bau als Maurer gearbeitet. Am Freitag ist er mit seinem Lohn ins Wirtshaus gefahren, um ein paar Bier zu trinken. In den Wirtshäusern haben sich damals Hausierer herumgetrieben, die ihr Klumpert verschachert haben. Wenn die Leute besoffen waren, haben die Hausierer gute Geschäfte gemacht.
Im Rausch war der Opa großzügig. Nach dem Wirtshausbesuch ist er oft ohne Geld und mit viel Klumpert nach Hause gekommen. Der Oma hat natürlich nicht gepasst, dass der Opa das Haushaltsgeld im Wirtshaus versauft. Und mit dem Klumpert, das der Opa gekauft hat, konnte sie die Kinder nicht satt füttern. Sie hat daher jeden Freitag den Bus in die Stadt genommen und den Opa von der Arbeit abgeholt.
Auf der Heimfahrt ist die Oma auf dem Rücksitz des Rollers gesessen. Einmal hat sich der Opa verschaltet. Dabei ist das Vorderrad hochgesprungen. Und die Oma ist rücklings vom Roller gepurzelt. Zum Glück ist der Opa langsam gefahren und der Oma ist bei ihrem Sturz bis auf ein paar blaue Flecken nichts passiert. Sie hat sich aufgerappelt und furchtbar mit dem Opa geschimpft. Aber der Opa hat ihre Schimpferei nicht gehört. Er ist seelenruhig weitergefahren. Erst in der Hauseinfahrt hat er bemerkt, dass die Oma nicht mehr auf dem Roller sitzt. Mit eingezogenem Kopf ist er zurückgefahren und hat die Oma auf halbem Weg wieder aufgesammelt. Ob die Oma ihm an diesem Tag das Geschirr an den Kopf geworfen hat, ist nicht überliefert.