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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Ängstlich blickte sie zu der Tür hoch. Die Mutter lächelte sie mit ihrem zerkratzten Gesicht versöhnlich an.  
„Sie fehlt mir nicht weniger als dir.“, sagte sie.
Zögerlich streckte ihr das Fräulein „So-La-La“ die Arme entgegen.
„Es tut mir lied.“, schluchzte sie. 

Die Hand, die sie umfasste und auf den Stuhl hoch zog, fühlte  sich warm und vertraut an.  

Bei einer Tasse Schokolade saßen sie am Küchentisch einander gegenüber und schwiegen. Die Mutter kramte in ihrer Tasche. Sie zog eine alte Schwarzweißfotografie heraus und legte sie auf den Tisch. Das Fräulein „So-La-La“ drehte den Kopf zur Seite. Die Mutter nahm das Bild und hielt es ihr unter die Nase. 

Die Großmutter war in ihren jungen Jahren keine knorrige Eiche gewesen. Auf dem Bild lächelte eine junge Frau mit glatten Wangen einer fernen Zukunft entgegen, die inzwischen Vergangenheit geworden war.

„Sieh dir das Gesicht an.“,  forderte die Mutter sie auf.
„Es wird dir helfen, dich deiner Aufgabe zu stellen.“ 

Das Fräulein „So-La-La“  stutzte.   

„Weclhe Aufgbae?“,  stotterte der verrückte Clown in ihrem Mund.

Die Mutter hielt das Foto der Großmutter neben ihr Gesicht. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen war unübersehbar.

„Im gleichen Maß wird dein Gesicht eines Tages  an mich erinnern.“, erklärte die Mutter. „Das Bild liefert den Beweis, dass niemand aus der Welt verschwindet, solange er jemanden darin zurücklässt.“

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