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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Beim Abendessen schlang der Vater sein Essen in großen Bissen hinunter. Kaum war der Teller leer, sprang er vom Tisch auf und stürzte mit der Aktentasche zur Tür hinaus.

Auf der Treppe zur Dachkammer hoch rang er unter dem Gewicht der Tasche nach Atem. Der Schweiß rann ihm aus allen Poren, bevor er die letzte Stufe überwunden hatte.

Eines Tages zwang ein unaufschiebbarer Aktenvermerk den Vater bis zum Einbruch der Dunkelheit im Büro auszuharren.
An diesem Abend wurde nicht nur das Essen auf dem Tisch kalt.  Mit fortschreitender Uhrzeit kühlte auch die Laune der Mutter ab. 

Wilde Verwünschungen ausstoßend, sprang sie vom Küchentisch hoch. Unter wildem Gezeter räumte sie alle verfügbaren Töpfe aus den Regalen hervor und drehte die Herdplatten auf. Der Wasserhahn über der Spüle rauschte unter Volllast. Ein wilder Sturzbach ergoss sich in die Töpfe, bis das Wasser über die Ränder schwappte.

Bald kochte und dampfte es im Minutentakt auf den Herdplatten.   

Eine riesige Dampfwolke nebelte den Raum ein. Als der Nebel zum Schneiden dick wurde, riss die Mutter das Küchenfenster sperrangelweit auf. Der Wind pfiff in die Stube und zog den heißen Dampf zur Straße hinaus.
Innerhalb von Sekunden verschwand der Himmel in einer grauen Nebelsuppe.

Man konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen, als der Vater seinen Wagen in der Einfahrt parkte.
Mit kalter Miene beobachtete ihn die Mutter wie er mit der Aktentasche in der Hand eilig zur Eingangstür lief.

Als sich der Schlüssel im Schloss drehte, wanderte ihr Blick  kurz zur Uhr hoch. In aller Seelenruhe nahm sie einen mit kaltem Wasser gefüllten Topf in die Hand und eilte in den Flur hinaus.

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