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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Der Vater wusste mit dem seltsamen  Seemannsgarn wenig anzufangen.
Die Vorstellung, ein Zweimaster würde demnächst in der Badewanne auftauchen, war schon abwegig genug. Aber noch mehr beschäftigte ihn der Gedanke,  dass seine Frau  mit einem der Matrosen auf vertrautem Fuß zu stehen schien.

 „Wer ist  Sam?“, fragte er eifersüchtig.

Augenblicklich blickte er in zwei finstere Gewehrläufe.  Es waren die zusammengekniffenen  Augen der Mutter. 

„Er heißt Captain Samuel Feelgood. Die Mybody steht unter seinem Kommando.“, schnitt sie dem Vater mit scharfer Stimme das Wort ab.

Mit Mühe gelang es dem Vater,  das Verlangen zu unterdrücken,  sich mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen die Stirn zu tippen. Er war durch  den verrückten Clown, der im Mund des Fräulein „So-La-La“ hauste, an allerlei Unfug gewöhnt. Aber die Vorstellung, dass ein ihm unbekannter Captain Feelgood in seiner Badewanne  den Anker warf, schadete  seinem  Blutdruck mehr als es ihm gut tat.

Mit dem Vorsatz, den Likörkonsum im Haus stärker zu kontrollieren, zog er sich die Decke bis zur Nasenspitze hoch und kippte in einen unruhigen Schlaf.

Während der folgenden Stunden, in denen  der Vater im Traum einem  Piraten hinterher jagte, der  über die Badewanne Likörflaschen ins Haus schmuggelte,  starrte die Mutter mit verklärtem Blick zur Decke hoch.
Erst im Morgengrauen  löschte sie das Licht.

Ein  Sturmgeläut an der Haustür riss sie  aus dem Schlaf.  Hastig griff sie nach ihrem Morgenmantel und eilte die Treppe hinunter. Das Fräulein „So-La-La“  rannte ihr hinterher.

Die Großmutter stand mit durchnässtem Mantel vor der Tür.  Die Regenwolke über dem Haus entlud  immer noch ihre nasse Ladung.

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