
Zwischenspiel
Die Geschichte an meiner Bettkante hörte mir schweigend zu.
„Ich erinnere mich, dass ich davon träumte, wie meine Strichmädchen durch die Luft schweben zu können.“, lachte sie am Ende.
Mir gefiel der Gedanke nicht. Inzwischen sind viele Jahre verstrichen. Auf ihrer Reise hat sie in die dunkelsten Ecken der Welt geblickt. Sie wird wohl erfahren haben, warum die Menschen mit den Augen rollen, wenn sie ihnen von ihren Bildern, die zu hunderten überall im Haus hingen, erzählte.
„Sie hatten riesige Wasserköpfe.“, lenkte ich vom Thema ab.
Die Geschichte lächelte.
„Ihre Schönheit war bescheiden.“, gestand sie ein.
„In meinem Kopf tummelten sich so viele Geschichten. Aber ich konnte sie nicht erzählen. Der Clown in meinem Mund hätte seinen Spaß mit ihnen getrieben. Daher habe ich sie vor ihm in den Wasserköpfen versteckt, bis er zur Vernunft kommt.“
Ich blickte sie verdutzt an. Lange hatte ich über die Größe der Köpfe gegrübelt.
„Eine Geschichte braucht viel Platz.“, lautete ihre verblüffende Erklärung für das Rätsel, das mich von den Wänden angestarrt hatte.
Ich schlug die Decke zur Seite und stand auf. Wortlos machte ich mich auf den Weg. Als ich in den Flur hinaustrat, spürte ich die bohrenden Blicke in meinem Rücken.
Meine Schreibstube lag nur wenige Schritte vom Schlafzimmer entfernt. Ich hatte sie schon lange nicht mehr betreten. Das Deckenlicht gab eine staubige Kammer frei. Der Weg zum Schreibtisch war mit Bücherstößen und Trödel zugestellt. Es fiel mir schwer, mich darin zurecht zu finden.