Persian Princess Teil 2

Fassungslos blicke ich mich im Spiegel an. Seit Tagen verkrusten meine Wangen nach der Rasur zu einer blutigen Landschaft. Schützend halte ich die Hand vor meine Halsschlagader.<Willst Du mich umbringen?>, schreie ich das Gesicht im Spiegel an. Mein Freund schweigt. Er würdigt mich keines Blickes, seit ich seine nächtliche Einsamkeit bloßgestellt habe.

Der persische Prinz, der sich im Wohnzimmer eingenistet hat, straft mich mit der gleichen Verachtung. Er erträgt meine Gesellschaft nur unter dem Sofa. Vor meinem Freund wirft er sich schamlos auf den Rücken und lässt sich das Fell kraulen. <Männerliebe.>, kläffe ich das Liebespaar an. Die Eifersucht greift mir tief in die Seele. In unserer seltsamen WG bin ich zum Aussätzigen geworden.
Schließlich ertrage ich das Schweigen nicht mehr. Ich falle vor meinem Freund auf die Knie und bitte um Vergebung für meine Lügengeschichte.

Ich habe Dana nicht im Netz bestellt. Es war bloß ein Vorwand, um die Wahrheit zu verschleiern. Ein Frauenzimmer hat mich ausgetrickst. Sie stieg aus einem Zug, der aus Westen in den Bahnhof einfuhr und fragte mich nach dem Weg. Ich bot an, sie zu begleiten.

In einem Café gab sie sich als persische Prinzessin zu erkennen. Ich hätte Verdacht schöpfen müssen. Züge aus Persien kommen nicht aus dem Westen. Das Morgenland liegt im Osten der Welt. Ahnungslos öffnete ich ihr mein Herz und das Haus. Zwei Tage später stand sie mit Dana an der Tür. Eine Nacht lang schlief sie mit ihm im Wohnzimmer, während ich im Schlafzimmer den Mond anheulte. Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Ihre Katze hatte sie auf dem Sofa zurückgelassen. In einem Brief auf dem Küchenherd entschuldigte sie ihren grußlosen Abschied. Dringende Geschäfte würden sie zur Weiterreise zwingen. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.

Es war eine Niederlage, die ich im Verborgenen halten wollte. Der Versuch, eine Prinzessin zu gewinnen, endete nach einer einsamen Nacht mit einem Prinzen auf dem Sofa.

Ich mag keine Briefe in der Küche. Sie würden mir das Herz zur Wüste vertrocknen, rechtfertige ich die Lügen über die Herkunft von Dana. Die Sahara sei groß genug für alle Abschiedsbriefe dieser Welt, bleibt mein Freund ungerührt. Ich zucke zusammen. Die Wüste hat den gleichen Klang wie der Name der verschollenen Prinzessin.

<Die Schnitte bluten nicht mehr.>, lacht mein Freund über die Träne, die ich heimlich ins Taschentuch drücke. Verschämt wende ich den Blick weg. Manchmal reicht ein Brief, um die Augen blutig zu schneiden.

Währenddessen nimmt Dana meine Deko im Wohnzimmer in Augenschein. Er scheint wenig Gefallen an ihr zu finden. Ein Vorhang fällt seinen Krallen zum Opfer. Danach erregt eine Vase auf der Fensterbank seine Aufmerksamkeit. Erbarmungslos lässt er die Plastikblumen in ihr Verderben stürzen. Mit gleicher Brutalität stürzt er sich auf eine Keramikgiraffe. Es zerreißt mir das Herz, als ich sie in Scherben liegen sehe.

Aber vielleicht tue ich ihm unrecht. Vielleicht versucht er mir so zu erklären, dass jede neue Liebe mit einem Verlust beginnt.

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