
Die Geschichte vom Zwerg, der ein Riese war
Ein Zwerg bemühte sich um die Gunst einer Prinzessin. Aber sein Werben stieß auf abschätzige Blicke.
„Warum kann ich nichts Besseres haben als ihn?“, schätzte die Prinzessin seine Gesellschaft gering.
Die Liebe des Zwerges blieb unerschütterlich. Er schaffte die besten Speisen für sie heran.
Die Prinzessin aß die Teller bis auf den letzten Krümel leer. Mit vollem Bauch zog sie eine saure Miene. Für sie war es bloß die Mahlzeit eines Zwerges gewesen.
„Von diesem Fingerhut soll ich satt werden.“, nörgelte sie.
Zum Beweis seiner Liebe ließ Zwerg ein prächtiges Schloss auf einem Hügel errichten. Aber in den Augen der Prinzessin war es bloß die Behausung eines Zwerges.
„In einer winzigen Hütte muss ich wohnen.“, rümpfte sie die Nase.
Der Zwerg las der Prinzessin jeden Wunsch von den Augen ab. Was er sich an den Fingern absparte, verschwendete er an prächtigen Gewändern für sie. Aber selbst die feinsten Stoffe wollten ihren Ansprüchen nicht genügen. Es waren bloß die Kleider eines Zwerges.
„In diesen Lumpen muss ich gehen.“, herrschte sie ihn an.
Der Zwerg ertrug die Nörgeleien der Prinzessin ohne ein böses Widerwort.
Es kam der Tag, an dem er sich ein Kind von ihr wünschte.
„Zur Mutter eines Däumlings willst du mich machen.“, höhnte die Prinzessin verächtlich.
Für sie war es bloß das Kind eines Zwerges.
Der Zwerg blickte sie traurig an.
“Meine Liebe ist zu klein für Dich.”, sagte er und verschwand zur Tür hinaus.