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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Er löste die Gurte, an denen der Mond hing. Zielsicher bugsierte er die Scheibe an ihren Platz. Mit geübten Handgriffen zog er die Halterungen fest. Nachdem die Schraubarbeiten erledigt waren, polierte er den Mond mit einem Taschentuch blank, um keine verräterischen Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Nach getaner Arbeit kletterte über die Antenne zur Erde zurück.  Der Mond, der über seinem Kopf strahlte, leuchtete ihm den Weg.

Dem Fräulein „So-La-La“ blieb vor Staunen der Mund offen.  Manchmal beschritt das Schicksal seltsame Wege. Es hatte einen schmalbrüstigen und kurzatmigen Buchhalter für die wichtigsten Schraubarbeiten der Welt ausgewählt.

Ein Blick aus dem Fenster überzeugte sie von der erfolgreichen Arbeit des Vaters.  Das schwarze Loch am Himmel war verschwunden. Der Mond strahlte als riesige Deckenlampe auf die Erde herab.  

Im Mondlicht bemerkte das Fräulein „So-La-La“ wie sich die Tür zu ihrem Zimmer lautlos öffnete. Eine geduckte Gestalt huschte herein.
Im gleichen Moment erschütterte ein gewaltiger Donner  die Grundfesten des Hauses.  

In der Aufregung hatte das Fräulein „So-La-La“ völlig auf ihre Mutter vergessen, die in der Küche immer noch an ihrem gerissenen Geduldsfaden flickte.

Auf allen Vieren schlich der Vater an ihr Bett. Mit dem Finger auf den Lippen deutete er ihr an, mucksmäuschenstill zu sein.   Völlig durchnässt schlüpfte zu ihr unter die Decke. Er zitterte am ganzen Körper.

Trotz seines seltsamen Verhaltens fühlte sich das Fräulein „So-La-La“  nie  besser behütet als in diesem Augenblick. Wohlig kuschelte sie sich an den tapfersten von allen Vätern.  Wenn er mit dem Mond in den Händen auf der Spitze der Antenne balancierte und auf die Erde hinunter blickte, war niemand größer und stärker als er.

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