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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Ohne ein weiteres Wort lichtete Oma Rosa ihren Anker und segelte mit einer steifen Brise im Rücken die Treppe hinunter.
Es blieb dem Fräulein „So-La-La“ überlassen, die Fragen der Mutter zu beantworten.    

Atemlos berichtete sie ihr Umstände, wie sie in den Besitz des Spiegels gekommen war. Er hat mienem Speigelblid beigebarcht, schön auszusheen.“,  platzte sie fast  vor Freude. Das Fräulein „So-La-La“ setzte ihr schönstes Lächeln auf und warf sich in vor dem Taschenspiegel in Pose. Sie konnte sich nicht satt sehen an ihrem Spiegelbild. 

„Ich bin die Schnöste.“,  jubelte sie.

Die Mutter hatte den kleinen Taschenspiegel auf den ersten Blick erkannt. Es war ein Wiedersehen nach vielen Jahren. Ihre Hoffnung hatte sie nicht enttäuscht. 

Auf den alten Sam war Verlass. Seine ruppige Art gefiel nicht jedem. Natürlich besaß er nicht das Recht, eine Nase ohne Anlass blutig zu schießen. Aber an seiner Arbeit gab es nichts auszusetzen.

Für einen kurzen Moment schloss die Mutter  die Augen. Sie  sah Captain Feelgood auf der Kommandobrücke seines Schiffes stehen und ins offene Meer hinaus segeln.  In einem kleinen Spiegel, den er in seiner Hand hielt, spiegelte sich die Weite des Ozeans.

In beiden Elementen war eine Menschenseele auf sich allein gestellt. Wer sich dort hinwagte, musste den Mut aufbringen, sich selbst zu ertragen. Diese Tapferkeit besaßen die Allerwenigsten.

Als das Schiff von Captain Feelgood am Horizont verschwand, war nicht mehr als Augenblick vergangen.
Das Fräulein  „So-La-La“ hatte breitbeinig vor dem Spiegel Aufstellung genommen. Voller Stolz betrachtete sie ihr Gesicht.

„Ich hbae dem schlmimsten alelr Fiende ins Ague geblcikt.“, ahmte sie die raue Stimme von Captain Feelgood nach.
„Und bei Gtot, ich stnüde nciht heir, wnen ich ihn nciht beseigt htäte.“

Dabei lächelte sie mit der gleichen Zuversicht in den Spiegel,  mit der Captain Feelgood über die Meere fuhr.

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