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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Da fegte aus dem Nichts ein gewaltiger Orkan durch die Straße und fegte alle Blätter von den Bäumen.

Krachend schlugen die Fensterläden zu. Die scharfen Metallkanten brachen dem Riesen die Finger, mit denen er sich am Fensterrahmen festklammerte. Er stieß einen wilden Fluch hervor. Dann stürzte er rücklings in die Tiefe. 

Das Fieber versuchte verzweifelt, sich mit einem tollkühnen Sprung zurück in das Zimmer zu retten. Aber es prallte an den geschlossenen Fenstern ab und stürzte dem Riesen hinterher ins Verderben.

Sein markerschütternder Schrei schreckten  das Fräulein  „So- La-La“  aus dem Schlaf. Es war dunkel  im Raum. Sie lag mit dem Rücken auf dem Bett. Vorsichtig blickte sie sich um. In einer Ecke  des Zimmers konnte sie die schummrigen  Umrisse einer Gestalt erkennen. Sie erkannte ihn sofort und lächelte ihm zu.    
Erschöpft sank sie in die Kissen zurück, wo sie der Schlaf bereits erwartete.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, blinzelte  die Mittagssonne durch das Fenster.  Die Luft roch nach frisch gewaschenen Daunen. Eine leichte Pfefferminzbrise umspielte ihre verbrannten Wangen. 
Der Himmel über ihr war weiß gestrichen. In seiner Mitte schwebte das Gesicht eines Engels, der ihre Stirn mit einem feuchten Lappen abtupfte. Das Fräulein „So-La-La“ atmete erleichtert auf. Der Riese war verschwunden und mit ihm auch das Feuer, das eine Nacht lang in ihrem Kopf gebrannt hatte.  

„Mein tapferes Mädchen.“, hörte sie eine vertraute Stimme flüstern.

Glückselig strahlte das Fräulein „So-La-La“ ihre Mutter an.  Mit gebrochener Stimme berichtete sie ihr in allen Einzelheiten von ihrem Kampf mit dem Riesen und von dem Zufall, der sie in letzter Sekunde gerettet hatte.

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