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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Alles oder nichts, wagte  das Fräulein  „So-La-La“ eine allerletzte Attacke.

„Ich mag dcih.“,  schleuderte sie ihrem verhassten Spiegelbild entgegen.

„Was du bist, bin ich. Was ich bin, bist du. Und wie es ist, ist es gut.“

Hatte sie selbst zu diesen Worten gefunden? Oder waren sie ihr auf wundersame Weise ins Ohr geflüstert worden?

Das Fräulein  „So-La-La“ redete wie im Fieber. Unentwegt wiederholte sie die Sätze. Anfangs zitterte ihr Stimme. Aber von Satz zu Satz klangen die Vokale fester, die Konsonanten entschlossener, die Silben kraftvoller.

Die Salven erwischten ihren Gegner unvorbereitet.  Das Fräulein „So-La-La“ hatte den schlimmsten aller Feinde an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Seine Überheblichkeit geriet ins Wanken.

„Siehst du nicht die hässliche Fratze im Spiegel.“,  stammelte das Spiegelbild.

Das Fräulein „So-La-La“ blieb nicht weniger unbarmherzig als es  Captain Feelgood bei ihr gewesen war. Der schlimmste aller Feinde verdiente keine Milde. Mit entschlossener Stimme holte sie zum entscheidenden Hieb aus.

„Ich leibe dcih.  Wie du bsit.  Und was du bsit.“

Plötzlich geschah das Unfassbare. Der Fratze löste sich in Luft auf. An seiner Stelle strahlte das  Gesicht eines fröhlichen Mädchens aus dem Spiegel.  Ihr Haar schillerte in den Farben der Sonne.  In ihren Augen glitzerte das Leuchten des kommenden Tages. Und um ihre Lippen schimmerte der erste Morgentau. Fasziniert betrachtete das Fräulein  „So-La-La“ ihre neue Erscheinung.   

Ungläubig streckte sie die Hand nach dem Spiegelbild  aus.

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