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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Nachdem sie Amerika entdeckt hatte, verlor Oma Rosa das Interesse an der weiteren Schiffsreise.    
Sie klappte das Buch zu und legte es auf ihren Schoß.

„Die Seefahrt lässt die Kehle trocken werden.“, lachte sie und griff mit einer Hand nach der Kaffeetasse.  

Mit der anderen fingerte sie eine  sie eine Zigarre aus ihrer Schürze.  Ein kleine Streichholzflamme flimmerte auf.

„Die Entdeckung eines Kontinents  verdient ein kleines Feuerwerk.“,  sagte sie und blies eine  Rauchwolke in Richtung der amerikanischen Küste.

Dem Fräulein „So-La-La“ war nicht zum Feiern zumute. Ihre Mundwinkel türmten sich zu einem traurigen Hügel hoch. Ungefragt fischte sie das Buch vom Schoß der Großmutter und schlüpfte mit ihrer Beute  unter den Küchentisch.

Als sie das Buch mit dem Rücken nach oben aufklappte und ausschüttelte, ergoss sich keine stürmische See in den Raum. Es purzelte auch kein Schiff mit weißen Segeln samt Matrosen über den Küchenboden.

Wie konnte sie nur auf einen solchen Unsinn hereinfallen, ärgerte sich das Fräulein „So-La-La“. Bestimmt lachte sich die Großmutter halbtot über ihre Dummheit, zwischen den Seiten  eines Buches nach einem Schiff zu suchen, das auf einen unentdeckten Kontinent zusteuerte.

Wie aber erklärte sich dann der Ozean, den sie mit eigenen Augen in dem Buch gesehen hatte, als sie mit dem Zeigefinger der Linie des Wurmes gefolgt war?

In der Zwischenzeit genoss die Großmutter ihren Ruhm, an der Eroberung Amerikas teilgenommen zu haben. Dass sie sich dabei um mehrere Jahrhunderte verspätet hatte, kümmerte sie wenig.

Sie nahm gerade einen tiefen Zug an ihrer Zigarre, als das Buch in hohem Bogen unter dem Küchentisch hervorflog und direkt vor ihren Füßen landete.

Augenblicke später tauchte das tränenüberströmte Gesicht von Fräulein „So-La-La“ auf.
Mehrmals hatte sie das Buch von vorne nach hinten durchgeblättert.

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