
In ihrem Kopf reimte sie sich die Dinge zusammen. Die Geheimniskrämerei um seine Aktentasche bildete das letzte Puzzleteil zur Lösung des Rätsels. Sie diente dem Vater nicht dazu, seine Akten von einem Schreibtisch zum anderen zu schleppen.
Bei dem Gedanken daran verschlug es dem Fräulein „So-La-La“ den Atem.
In ihr verbarg er tagsüber das schwerste Gewicht der Welt.
Plötzlich fügte sich eins zum anderen.
Wenn die Mutter abends die Sonne hinter dem Horizont versenkt und die schwarzen Tücher in den Nachthimmel gehängt hatte, stieg der Vater auf das Dach und schraubte den Mond in den Himmel.
Vor ihren Augen sah sie, wie der Vater auf den Schreibtisch stieg und durch das offene Dachfenster ins Freie kletterte.
Im Schutz der Dunkelheit öffnete er seine Aktentasche. Vorsichtig zog er die blasse Scheibe des Mondes heraus. In schwindelnder Höhe balancierte er auf der Antenne. Sprosse für Sprosse hievte er das schwerste Gewicht der Welt zum Himmel hoch
Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht. Bei jeder Bewegung schwankte der dünne Mast nach allen Seiten. Sein Rücken krümmte sich unter dem Gewicht, das an seinen Schultern zerrte. Bei jeder Bewegung pendelte die Antenne gefährlich nach allen Seiten.
Mit dem Wagemut eines Seiltänzers schwang er sich auf die Spitze. Ein letztes Mal bündelte er seine verbliebenen Kräfte. Schon eine falsche Bewegung konnte ihn samt seiner kostbaren Fracht ins Verderben stürzen.