Die Ufologie der Frauen – Teil 1

Seine ständigen Frauengeschichten würden ihn ermüden, sagt mein Freund. Sie enden immer im Bett. Ich sehe ihn entgeistert an. Einem solchen Ende könnte ich durchaus etwas abgewinnen. Meine Liebesabenteuer führen jedes Mal ins Desaster.

<Nachher wird es schwierig.>, sagt mein Freund. Es passt nie zusammen. Einmal ist er verliebt und sie nicht. Und dann ist es wieder umgekehrt.

Mein Freund hat Glück bei den Frauen. Er ist 52. Man sieht ihm die Jahre nicht an. Auf Tinder ist er 47. 50 sei die Mauer, sagt er. Mein Alter ist ein Turm, fällt mir dazu ein. Es ist zu hoch.

Alle machen sich jünger, rät mir mein Freund mit einem Augenzwinkern. Zweifelnde Blicke weiß er mit seinem Charme zu kontern. Seine Unverschämtheit sprengt das Eis. Er sei kurzfristig für seinen jüngeren Bruder eingesprungen. Aber er würde ihm zum Verwechseln ähnlich sehen.

Die andere Seite arbeite mit den gleichen Tricks, reagiert mein Freund auf mein ungläubiges Staunen. Viele Frauen würden für das erste Treffen ihre ältere Schwester ins Rennen schicken. Fotofilter sind das neue Lifting, erklärt er mir die Grundlagen des Datings.

Mein Freund hält mich bei seinen Frauengeschichten auf dem Laufenden. Es klingt, als würde er das Alphabet aufsagen. Anita, Bettina, Conny, Doris, Erika, Franzi, Gabi.

Nachdem er bei P wie Petra gelandet ist, will er wissen, wie es bei mir läuft. Ich habe mich für die Zahlenreihe entschieden. Sie steht bei 3. Zuletzt habe ich es mit einer Frau mit Hund versucht. Das zähle für 2, ermuntert mich mein Freund, die Erfolgszahl auf 4 zu erhöhen.

<Es ist nicht gut gelaufen.>, gestehe ich kleinmütig ein. Der Hund sei mit einem Pensionisten durchgebrannt und habe die Frau mitgenommen. Gegen den Vorteil der Rente bleibe man machtlos, tröstet mich mein Freund und fragt, ob sich der Hund wieder gemeldet hat. Ich schüttle den Kopf. Die Frau auch nicht.

<Frauen sind pure Ufologie.>, seufzt mein Freund. Quasi Raumschiffe. Man muss an das Unmögliche glauben. Hat man es bei ihnen in den Pilotensitz geschafft, sieht man sich tausend Schaltern gegenüber. Drückt man auf den falschen Knopf, schrillt der Alarm los und man ist im Alphabet einen Buchstaben weiter.

Mein Freund ist ein Frauenheld. Aber er hadert mit seinem Glück. Er sucht die eine und findet alle. Das Alphabet hat er fast durch. Manchmal sieht man ihm die Verzweiflung an.

<Es gibt kein Handbuch für sie.>, sagt er. Einmal habe er eine Buchhändlerin umgarnt. Er sei auf der Suche nach der großen Liebe. <Was hat sie geantwortet?>, frage ich. <Dass ich in der Science Fiction Abteilung nachsehen soll.>, lacht mein Freund

Ich spüre, wie mein Hals eng wird. Kurz denke ich laut darüber nach, eine Katze anzuschaffen. Ich verwerfe den Gedanken wieder. Die Gefahr, dass sie auch mit einem Pensionisten durchgeht, erscheint mir zu groß.

<Die Katze kann warten.>, höre ich meinen Freund sagen. Er hat recht. Für die Rente sind wir noch zu jung. Das Telefon läutet. Eine Schulfreundin ist in der Leitung. Sie hält sich einen Hasen als Haustier. Vielleicht sollte ich mich mit ihm anfreunden.

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