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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Es verursachte eine Heidenarbeit, einen gerissenen Geduldsfaden zu reparieren. Nicht selten benötigte die Mutter eine schlaflose Nacht dafür.  Und solange sie an ihrem Geduldsfaden herumflickte, brütete sie eine furchtbar schlechte Laune aus.

Trotz dieser Bedrohung zeigte der Spaßvogel im Mund des Fräulein „So-La-La“ keinerlei Anzeichen, sein Treiben einzustellen.

Je lauter sich die gestreckten Zeigefinger, hochgezogenen Augenbrauen und mitleidigen Stimmen das Maul zerrissen, umso ungezügelter trieb die Zunge ihren Spaß.

In einem Café bestand das Fräulein „So-La-La“ darauf, die Bestellung selbst aufzugeben.

„Knan ich einen Oargnensfat hbaen?“, rief sie die Bedienung an den Tisch.

Der Kellner, der kein Wort verstanden hatte, belehrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, ordentlich zu sprechen. Mit schneidener Stimme schnitt ihm  die Mutter das Wort ab und empfahl ihm, sich ein Hörgerät gegen seine Schwerhörigkeit  anzuschaffen.

Bei einer anderen Gelegenheit bettelte  das Fräulein „So-La-La im Supermarkt um eine Kostprobe.

 „Die Wrust seiht aebr lceker aus.“, strahlte sie die Verkäuferin mit hungrigen Augen an.

Sogleich sah sie sich einem gestreckten Zeigefinger gegenüber, der sie ermahnte, zuerst den Kaugummi aus dem Mund zu nehmen.

Erzürnt stürmte die Mutter zur Geschäftsleitung, wo sie sich heftig über schmutzigen Fingernägel der Verkäuferin beklagte.

Bei einem Besuch im Tiergarten zog eine Schildkröte das Interesse des Fräulein „So-La-La“ auf sich.

„Due Schlidkörte tärgt ihr Zuhuase spzairen.“, begeisterte sie sich an dem Schutzpanzer der Schildkröte.

„Das arme Kind kann nicht richtig sprechen.“, meldete sich die mitleidige Stimme einer anderen Mutter  zu Wort.
 
Worauf die Mutter des Fräulein „So-La-La“  sie mit einem geringschätzigen Blick musterte und ihr auf den Kopf zusagte, das dicke Mädchen an ihrer Seite käme wohl zweifellos nach der Figur seiner Mutter. 

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