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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Schlagartig verstummte das Gegröle an den Tischen. Die Luft war zum Zerreißen gespannt.  Etwas Ungeheuerliches war geschehen. Ein kleines Mädchen hatte es gewagt, Captain Feelgood herauszufordern. 

„Haben meine Ohren richtig gehört.  Ich, der dem schlimmsten aller Feinde ins Auge geblickt und ihn besiegt habe, werde von einem Fisch zurecht gewiesen.“, polterte Captain Feelgood.

Der Zorn ließ sein Gesicht rot anschwellen. Drohend schweifte sein  Blick durch den Raum. Die Seeleute steckten die Köpfe ein. 

„Ein Schuft ist jeder, der einen ehrbaren Captain einen Lügner nennt. Ein solches Vergehen verdient eine angemessene Strafe.“, donnerte Captain Feelgood und zauberte einen kleinen Taschenspiegel aus seinem Rock hervor.

Das Fräulein „So-La-La“ zitterte in der Wanne  wie ein aus dem Wasser gezogener Fisch.

„Es war kiene Abcsiht., “  winselte sie um Gnade.

Ihr Flehen verhallte ungehört. Captain Feelgood kannte keine Gnade.

„Bist Du bereit, dem schlimmsten aller Feinde gegenüberzutreten und dich mit ihm zu messen?“, verkündete er das mitleidlose Urteil.

Ein Raunen ging durch die Reihen der Seeleute. Nicht einer saß unter ihnen, dem das Auge trocken blieb. Sie waren hartgesottene Burschen, denen kein Sturm zu wild und keine Seeschlacht zu grausam war. Aber mitansehen zu müssen, wie ein kleines Mädchen dem schlimmsten aller Feinde ausgeliefert wurde,  rührte ihre Seele an. Captain Feelgood schwang den Spiegel über seinen Kopf wie ein Scharfrichter das Beil.  Es herrschte Totenstille im Raum.   

Ein vielstimmiger Aufschrei schwappte die Tischreihen entlang, als sein Arm herunterschnellte.

„Blicke in den Spiegel hinein und trete dem schlimmsten aller Feinde gegenüber.“,  vollstreckte Captain Feelgood die verhängte Strafe.

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