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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Das Laub der Bäume, die vor dem Fenster standen, raschelte leise unter einem sanften Wind.  Kein Sturm hatte ihre Blätter von den Ästen gefegt.
Nach und nach dämmerte dem Fräulein „So-La-La“ die Wahrheit. Gebannt lauschte sie den Worten der Mutter, die von den Umständen ihrer dramatischen Rettung berichteten.  

„Der Kampf stand auf Messers Schneide.  Jemand hat deinen Wecker auf die falsche Uhrzeit  gestellt.“

Tatsächlich hatte das Sturmgeläut des Weckers um Mitternacht das ganze Haus aus dem Bett geholt.   
Die Mutter war in das  Zimmer  gestürmt, um  dem Lärm ein Ende zu machen.

„Es war ein  Glück. “, sagte sie.

„Das Fieber hatte dich beinahe schon verschlungen.“

„Dnan war es der Zuflal, der mcih gertetet hat.“, fiel das Fräulein „So-La-La“ ihrer Mutter ins Wort.

Das Gesicht der Mutter lief  puterrot an. Abermals rumorte  ein lautes Knacksen im Raum. Doch dieses Mal blieb die Explosion aus.

„Nie zuvor in meinem Leben hatte ich einen größeren Schatz zu hüten als dich.“,   stammelte sie unter Tränen.
„Seit deiner Geburt quälte mich die Angst, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Jede Nacht flüsterte sie mir ihre schrecklichen Botschaften ins Ohr.“   

Von ihren Gefühlen überwältigt,  sprang die Mutter vom Bett  hoch und stürzte aus der Tür. Mit dem Terminkalender in der Hand kehrte sie ins Zimmer zurück.   

„Welchen Narren hat dieses Ding aus mir  gemacht.“, sagte sie. „Das Fieber hat mir gezeigt, dass ein Augenblick genügt, um alle Urkunden und Diplome in nutzlosen Trödel zu verwandeln.“

Sie nahm den Terminkalender zwischen ihre Hände und zerriss ihn vor den Augen des Fräulein „So-La-La“, bis nur noch kleine Schnipsel von ihm übrigblieben. Dann  öffnete sie das Fenster und warf die Fetzen hinaus.

Ein Windstoß erfasste die Überreste des Terminkalenders und wirbelte sie wie Konfetti  in alle Himmelsrichtungen auseinander.  

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