
Wie das Fräulein „So-La-La“ das Geheimnis lüftet, wer jeden Morgen die Sonne über den Horizont hochzieht
Das Fräulein „So-La-La“ besaß nicht nur die beste und schönste aller Mütter. Sie hatte auch am meisten zu tun. Ohne ihre Arbeit wäre am Morgen keine Sonne am Himmel aufgegangen. Abends hätte die Welt keine Ruhe gefunden.
Schon ihr Lächeln fühlte sich anders an. Es war kein flüchtiges Blitzlicht wie bei anderen Müttern. Es erstrahlte die ganze Welt.
Am Morgen hallte ihre Stimme durch das Haus, als wäre sie geschaffen, Millionen aus dem Schlaf zu wecken. Abends verstummte die Welt mit dem letzten Wort aus ihrem Mund.
Wenn sie morgens die Vorhänge am Fenster zur Seite schob, flutete ein neuer Tag das Haus, der die dunklen Schatten der Nacht vertrieb. Geradeso, als würde sie die Sonne an einem Seil über dem Horizont zum Himmel hochziehen.
Mit ihrer Größe überragte die Mutter alle anderen Mütter. Sie war hochgewachsen wie ein Wolkenkratzer. Wenn sie in ihre Stöckelschuhe schlüpfte, blickte sie wie ein Riese auf die Welt herab.
Es war nicht leicht, ihr Auge in Auge gegenüber zu treten. Gegen sie fühlte sich das Fräulein „So-La-La“ wie ein winziger Zwerg. Wollte sie ihrer Mutter bis zum Bauchnabel reichen, musste sie auf Zehenspitzen balancieren und die Arme über den Kopf strecken. Ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, erforderte gar die Kühnheit auf den Küchentisch zu klettern.
Die Welt war viel zu niedrig für sie. Ständig stieß sie mit dem Kopf gegen Straßenlaternen und Dachvorsprünge. Bei schlechtem Wetter musste sie tief unter ihren Regenschirm ducken, um sich nicht die Stirn an den Wolken blutig zu schlagen.