
Irgendwann kam der Tag, an dem die Maus müde wurde. Ihre Beine fühlten sich schwer an. Längst hatte sie die Lust verloren, vor dem Maul einer Katze herum zu tanzen. Ihr einziger Trost war der Gedanke, dass auch die Katze, die sie verfolgte, älter und langsamer geworden war.
Aber sie war ihrem Jäger nie von Angesicht zu Angesicht begegnet. Sie wusste nicht, dass die Geduld der Katzen endlos ist.
Die Sehnsucht nach einem sicheren Unterschlupf wuchs mit jedem Tag. Aber nirgendwo fand sich eine Bleibe, die der Maus eine Atempause gönnte. Als ihre Beine lahm wurden, erkannte sie die Aussichtslosigkeit ihrer lebenslangen Flucht.
Eines Tages würde das Unvermeidliche geschehen. Die Frage, die sich stellte, war wann und wo die Katze zum entscheidenden Sprung ansetzte.“
„Du bist zurückgekommen, um mir von einer Maus zu erzählen?“, fragte ich erstaunt.
„Du hast diesen Augenblick bestimmt.“, antwortete sie.
Schlagartig begriff ich, was in dieser Nacht geschah. Die Geschichte war nicht zufällig hier. Meine Sehnsucht hatte sie zurückgerufen.
Seit die Kinder das Haus verlassen hatten, lag ein Schatten über mir. Ich hatte Angst, dass ihre Geschichten in Vergessenheit geraten. Deshalb öffnete ich jede Nacht das Fenster.
Ich wollte sie für die Nachwelt festhalten. Aber mir fehlte die Kraft dazu. Deshalb hatte ich im Äther der Welt nach ihr gerufen.
Ich überließ es der Geschichte, den richtigen Zeitpunkt für ihre Rückkehr zu wählen.